Planen flattern vor leeren Fensterbögen, Holzwände schützen vor unerwünschten Besuchern, rundum stehen Baugerüste: Die Umgestaltung und Sanierung der Berliner St. Hedwigs-Kathedrale ist in vollem Gang. Vor bald fünf Jahren begann der Umbau. Die Wiedereröffnung ist jetzt für Ende 2024 geplant, ein Jahr später als ursprünglich geplant.
Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses
Unmittelbar neben dem Sakralbau klafft eine tiefe Baugrube für den Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses, der eigentliche Sitz des Berliner Erzbischofs. Die Grundmauern der Kathedrale liegen an dieser Seite blank wie Zahnhälse.
Bislang seien Innenkuppel und Kuppel-Öffnung, das Opaion, fertiggestellt, sagt ein Sprecher des Erzbistums Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Derzeit wird das Innengerüst der Bischofskirche zurückgebaut. Fensterrahmen und Fenster sollen schrittweise eingesetzt werden, damit der Innenausbau beginnen kann.
Von Anfang an sorgten vor allem die geplanten Arbeiten im Inneren der Kathedrale für Streit, in der Gemeinde und im Erzbistum - auch mehrfach vor Gericht. Unter anderem ging es um den Denkmalschutz und Urheberrechtsklagen. Die Kritik richtete sich gegen die im Innenraum der Kirche geplante Schließung der zentralen, rund acht Meter breiten Bodenöffnung mit Treppe in die Unterkirche. Dort befindet sich unter anderem die Grabkapelle des nach Nazi-Haft gestorbenen Dompropstes Bernhard Lichtenberg (1875-1943).
Durch die Schließung der Treppe soll künftig der Altar mehr in die Mitte und damit näher an die Gottesdienstgemeinde gerückt werden.
Modell für den Kuppelbau neben der Berliner Staatsoper stand das Pantheon in Rom. "Mit der Umgestaltung werden wir der Architektur des Rundbaus gerecht", sagte zum Auftakt der Bauarbeiten Dompropst Tobias Przytarski.
Die 1773 geweihte Hedwigs-Kathedrale ist die älteste und bekannteste katholische Kirche Berlins. 1943 wurde sie durch eine Fliegerbombe weitgehend zerstört. Die zwischen 1953 und 1963 entstandene moderne Innenraumgestaltung stammte vom Architekten Hans Schwippert (1899-1973).
Kosten nicht unerheblich
Der aktuelle Umbau war auch wegen der erheblichen Kosten umstritten. Das Erzbistum verliert Gemeindeglieder, mehr als 11.000 im vergangenen Jahr. Weiterhin geht die Diözese von Gesamtkosten für die Sanierung der Kathedrale und den Neubau des Bernhard-Lichtenberg-Hauses von rund 60 Millionen Euro aus. Dabei verweist der Sprecher des Erzbistums aber auf die teilweise enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre.
Dies betreffe vor allem den später geplanten Neubau, sodass realistischerweise noch keine Endsumme genannt werden könne. Rund zwei Drittel der Kosten entstehen nach seinen Worten vermutlich durch den Kirchenumbau. "Aktuell geht die Projektsteuerung von einer Kostensteigerung von zehn Prozent aus", hieß es zur Grundsteinlegung für das Berhard-Lichtenberg-Haus Mitte Juni.
Mit ihrer Wiedereröffnung Ende 2024 soll die Kathedrale wieder in den "Regelbetrieb" übergehen, sagt der Sprecher. Das Bernhard-Lichtenberg-Haus soll erst Ende 2025 fertig werden. Derzeit weicht Erzbischof Heiner Koch noch auf die Kirche St. Joseph im Berliner Wedding aus.