St. Joseph in Köln-Ehrenfeld wird zur Sportkirche

"Etwas für die Menschen im Viertel"

Kirche kann Menschen bewegen. Das geht ganz wörtlich. In St. Joseph in Köln-Ehrenfeld werden seit kurzem Hanteln geschwungen und Kniebeugen gemacht. Klaus Thranberend erklärt, was es mit dem Projekt "Joseph träumt ... " auf sich hat.

Symbolbild: Eine Joggerin bindet sich die Schuhe zu / © jjmtphotography (shutterstock)
Symbolbild: Eine Joggerin bindet sich die Schuhe zu / © jjmtphotography ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: St. Joseph soll eine Begegnungs- und Bewegungskirche werden. Das Projekt heißt "Joseph träumt ... ". Was hat es damit auf sich?

Hochschulpfarrer Klaus Thranberend / © Beatrice Tomasetti (DR)
Hochschulpfarrer Klaus Thranberend / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Pfarrvikar Klaus Thranberend (Geistlicher Beirat des Sportverbandes DJK Köln): Es ist ein Projekt, das aus vielen Bewegungen zusammengekommen ist. Auf der einen Seite gibt es diese Kirche Sankt Joseph, die an einer exponierten Stelle an der Venloer Straße steht und für den kleinen Ritus, also eine Kerze anzünden, sehr frequentiert wird. Die Kirche ist Baustelle. Sie ist von außen renoviert worden und soll jetzt von innen renoviert werden. Sie ist also derzeit nicht im gottesdienstlichen Gebrauch.

Es gab aus der Gemeinde eine Initiative des Kirchenvorstandes. Dieser sagte, bevor die Kirche im Dorf vergammelt, holen wir das Dorf einfach in die Kirche. Es fing mit Kunstprojekten an. Die Bauzäune, die in der Kirche sind, wurden gestaltet.

Es ist wichtig, dass das etwas mit dem Viertel in Ehrenfeld zu tun hat, dass das in die Kirche kommt und die Kirche mitgestaltet.

Die zweite Bewegung läuft über den Sportverband. Wie können wir Kirche und Sport, Glauben und Leben zusammenbringen und so etwas wie eine Sportkirche denken und kreieren? Da gab es dann einen Arbeitskreis. Und so haben der Sportverband, die Gemeinde und viele andere aus dem Viertel dieses Projekt "Joseph träumt ..." ins Leben gerufen.

DOMRADIO.DE: Wieso träumt Joseph?

DJK-Sportverband

Der DJK-Sportverband ist ein katholischer Sportverband in Deutschland mit Sitz im rheinischen Langenfeld. Er versteht sich als christlich wertorientierter Sportverband unter katholischem Dach und nimmt laut eigenen Angaben jede Person auf, der diese Orientierung mitträgt. Etwa 500.000 Sportlerinnen und Sportler betreiben in rund 1.100 DJK-Vereinen über 100 Sportarten. Präsidentin ist seit 2015 Elsbeth Beha. Geistliche Bundesbeirätin ist seit 2018 Elisabeth Keilmann, die zugleich Olympia- und Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Das Logo des DJK-Sportverbandes (DJK)
Das Logo des DJK-Sportverbandes / ( DJK )

Thranberend: Es ist eine Josephskirche. Über dem Hauptportal ist ein wunderschönes Emblem, wo Joseph träumt und ein Engel ihm die großen Visionen gibt. Das ist etwas, das wir in dieser Zeit gut gebrauchen können.

DOMRADIO.DE: Jeden Mittwochabend gibt es einen kostenlosen Sportkurs, der für Körper, Geist und Seele ist. So heißt es in Ihrem Flyer. Was ist an diesem Sportkurs anders?

Thranberend: Es ist ein inklusiver Sportkurs. Das heißt, er ist auch für Menschen mit Behinderung, um die zu stärken. Inklusion heißt, dass jeder so kommen kann, wie er ist und das er tun kann, was er braucht, um selber stärker und gesünder zu werden.

Der Übungsleiter kommt auch aus der DJK aus einem Übungsleiterkurs von und für Menschen mit Behinderung.

DOMRADIO.DE: Was läuft dabei für eine Musik?

Thranberend: Ein bisschen Musik läuft auch, aber nicht von der Orgel.

DOMRADIO.DE: Aber es hallt doch ordentlich in der Kirche. Funktioniert so etwas?

Thranberend: Ja, das funktioniert sehr gut. Es ist natürlich auch ein großartiges Gefühl, sich in so einem Raum bewegen zu können.

DOMRADIO.DE: Normalerweise stehen Bänke in der Kirche. Ist das in St. Joseph anders?

Klaus Thranberend (Pfarrvikar und Geistlicher Beirat im DJK)

"Es ist eine Kirche, es ist kein profanierter Raum. Aber im hinteren Bereich ist viel Platz für viel Sport und viel Bewegung."

Thranberend: Weil es eine Baustelle ist, sind die Bänke für dieses Projekt zu zwei Dritteln raus. Im vorderen Bereich stehen noch die Bänke, weil es weiterhin ein Gottesdienstort sein und bleiben soll. Es ist eine Kirche, es ist kein profanierter Raum. Aber im hinteren Bereich ist viel Platz für viel Sport und viel Bewegung.

DOMRADIO.DE: Wollen Sie denn mit diesen Veranstaltungen auch eine neue Klientel ansprechen, also auch Leute, die mit der Kirche nichts am Hut haben?

Thranberend: Ja, natürlich. Aber in erster Linie soll das Klientel in Ehrenfeld angesprochen werden. Das ist sehr vielschichtig und sehr vielseitig. Da bietet sich so etwas an. Es ist also in einem weiten Sinne etwas Inklusives. Jeder kann kommen und der sein oder die sein, die er oder sie ist.

DOMRADIO.DE: Inwiefern passen Sport und christlicher Glaube zusammen?

Thranberend: Das Motto des Sportverbandes ist "Sport um der Menschen willen". Etwas für die Menschen im Viertel zu tun, ist das gemeinsame Ziel des Sports und auch der Kirche. Es soll etwas für die Menschen sein, die da sind und dies in hohem Maße selbst mitgestalten können.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR