Stadtdechant blickt erwartungsvoll auf Fußballandacht im Dom

"Eine große Fan-Familie"

An diesem Wochenende beginnt nicht nur die neue Bundesligasaison, es steht auch die traditionelle ökumenische Fan-Andacht im Kölner Dom wieder an. Stadtdechant Robert Kleine blickt erwartungsvoll auf Gottesdienst und Saisonstart.

Andacht mit Fans des 1. FC Köln im Dom / © Oliver Berg (dpa)
Andacht mit Fans des 1. FC Köln im Dom / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE übertragt die Fan-Andacht am Sonntag ab 13:30 Uhr live im Web-TV!

 

DOMRADIO.DE: Der 1. FC Köln ist in der ersten Runde vom DFB-Pokal schon rausgeflogen. Sind Sie trotzdem motiviert für den Gottesdienst am Sonntag?

Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach (DR)
Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach ( DR )

Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Jetzt erst recht. Gucken wir nach vorne, denn es beginnt ja eine neue Bundesligasaison und vor dem ersten Heimspiel wollen wir traditionell den Segen Gottes erbitten. Für alle, die sich beim Fußball engagieren: in den Mannschaften, im Backstage-Bereich, aber natürlich auch vor allem als Fans. Und ein bisschen geht es auch darum, dass wir den FC motivieren wollen.

DOMRADIO.DE: Wie gehen Sie denn damit im Gottesdienst um? Fließt das Thema auch in die Predigt mit ein?

Kleine: Also natürlich ist es kein FC-Gottesdienst, sondern der Gottesdienst zu Beginn der neuen Saison, wo alle eingeladen sind. Und es geht um das, was eigentlich den Fußball ausmacht, nämlich die schönste Nebensache der Welt zu sein. Es gibt eine gegnerische Mannschaft, aber das sind ja keine Feinde. Es gibt Fairness. Die muss es geben auf dem Spielfeld, aber auch auf den Rängen. Daran wollen wir erinnern und an die anderen Sorgen, die die Menschen vielleicht im Moment umtreiben. Dass wir auch das nicht ganz aus dem Blick verlieren.

Robert Kleine

"Es gibt eine gegnerische Mannschaft, aber das sind ja keine Feinde."

DOMRADIO.DE: Zwei Jahre Pandemie liegen hinter uns. Was bedeutet das den Fußballfans, dass jetzt auch dieser Gottesdienst wieder in seinem gewohnten Maß stattfinden kann?

Kleine: Also ich glaube, das wird alle sehr freuen. Wir hatten ja den Ausfall, wir hatten eine begrenzte Zahl von Mitfeiernden und jetzt können so viele kommen, wie möchten, natürlich auch in ihren Trikots und mit ihren Schals. Das ist ein ganz buntes Bild, vor allem in rot-weiß. Aber es können ja auch andere Fans mitkommen. Es sind auch Schalker eingeladen und alle anderen, die einen Fußballverein mögen oder sonst auch im Breitensport sich engagieren, die können alle kommen zu diesem Segen, um den es geht. Nämlich der Segen, dass es den Menschen gut geht und dass sie gut füreinander sorgen.

DOMRADIO.DE: Auch die Menschen, die jetzt vielleicht mit der Kirche nicht so viel zu tun haben, sagen ja erfahrungsgemäß, dass dieser Gottesdienst ganz besonders ist und dazugehört. Warum, glauben Sie, ist das so, auch für diese Menschen, die eher kirchenfern sind?

Kleine: Ich glaube, dass der Dom ja in unserer Stadt einen sehr großen Symbolwert hat. Er ist ja auch auf dem Trikot unserer Spieler und dem Logo des FC. Sie spüren, die Kirche macht die Türen auf, der Dom macht die Türen auf und dann kann sich eigentlich keiner diesem Raum entziehen und auch der Orgel. Und wenn man dann noch einmal die Texte hört, die ja immer sich darauf beziehen: Wie sollen wir eigentlich als Menschen miteinander umgehen? Sie spüren: Der redet von einem Gott, der ein "Du" ist, eine Person. Dann berührt das die Menschen. Und das kriege ich immer wieder dann auch mit.

DOMRADIO.DE: Wenn sie der Mannschaft, aber auch den Fans ein paar Worte mit auf den Weg geben könnten für die anstehende Saison. Welche wären das?

Kleine: Spielt miteinander, auch wenn ihr gegeneinander spielt. Seid gewaltfrei. Wir leben in einer Zeit des Krieges. Natürlich haben wir auch im Fußball so Begriffe wie Angriff und Verteidigung. Aber wir müssen uns immer klar machen: Es ist ein Spiel. Sicherlich ist das in der ersten Bundesliga auch mehr. Da geht es um Wirtschaft, da geht e

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich am meisten bei dem Gottesdienst?

Kleine: Also natürlich die Orgel zu hören, die dann auch ein bekanntes Lied spielen wird am Ende, wo dann alle, wenigstens die Kölner, das mitsingen werden. Das ist dann noch einmal so ein besonderes Gefühl. Aber vorher die Fürbitten, die von Vertretern des Vorstands, aber auch von Fans vorgebetet werden. Da bekommt man mit, das ist eine große Fan-Familie.

Das Interview führte Michelle Olion.

Quelle:
DR