DOMRADIO.DE: Wie würden Sie den Gottesdienst am Samstag am EM-Spielort Köln im Dom beschreiben?
Monsignore Robert Kleine (Stadtdechant von Köln): Anlässlich des ersten Spiels in Köln haben wir das Mittagsgebet besonders gestaltet. Das Mittagsgebet, in dem immer um Frieden gebetet wird, halten wir täglich um 12 Uhr im Dom.
Am Samstag laden wir besonders die Fans wegen der EM hier in Deutschland und in Köln ein. Dabei geht es natürlich auch um Frieden, um das Miteinander, um Mannschafts- und Teamgeist.
Der Gottesdienst ist international. Wir singen die bekanntesten Lieder "Großer Gott, wir loben dich" und "Lobe den Herrn" mehrsprachig. Die Fürbitten sind ebenfalls in unterschiedlichen Sprachen. Es lohnt sich für alle zu kommen oder zu gucken.
DOMRADIO.DE: Auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom liegt ein riesengroßer Ball. Wird es einen Ball im Dom geben?
Kleine: Die Tore müssen die Fußballer auf dem Feld schießen. Aber es wird bereits am Anfang einen Bezug zum Spiel geben. Mehr wird nicht verraten. Man kann aber live dabei sein oder auf DOMRADIO.DE gucken.
DOMRADIO.DE: Können Sie eine Richtung geben, was Sie den fußballbegeisterten Menschen im Dom mit auf den Weg geben wollen?
Kleine: Wir haben ein Format, das schon seit Jahren guten Anklang findet. Das ist der Gottesdienst vor dem ersten Heimspiel des 1. FC Köln, egal in welcher Liga. Das wird wieder im August stattfinden. Daran haben wir uns orientiert.
Es wird Lieder geben, es wird eine Lesung aus dem Evangelium geben und Fürbitten, in denen für die Mannschaften, die Fans, die Schiedsrichter, aber auch die in den Medien Verantwortlichen gebetet wird.
Es geht vor allem darum zu verstehen, dass Fußball ein Spiel ist und Gewalt da nichts zu suchen hat. Ein internationales Turnier sorgt dafür, dass man einander besser kennenlernt.
DOMRADIO.DE: Darf man für den Titelgewinn der deutschen Mannschaft beten und wird das was nützen?
Kleine: Es nützt etwas, wenn man sagt, dass man hofft, dass alle vernünftig vorbereitet sind und treffen. Ein Gebet in dieser Situation ist sehr egoistisch. Denn stellen Sie sich vor, wir laden international ein. Schotten, Kroaten und Polen sind gekommen. Wenn jeder betet, dass seine Mannschaft gewinnt, muss man "der arme liebe Gott" sagen.
Ich glaube, egoistische Gebete sind nicht angebracht. Beten wir darum, dass es eine friedliche, eine fröhliche EM in unserem Land wird und dass am Ende der beste oder der glücklichste gewinnt. Wir freuen uns mit dem Sieger und stärken die Verlierer.
DOMRADIO.DE: Wie fußballbegeistert sind Sie persönlich?
Kleine: Ich gucke zu, aber spiele nicht. Natürlich schlägt mein Herz seit vielen Jahren für den 1. FC Köln. Ich werde nicht resignieren, wenn die deutsche Mannschaft verliert. Ich werde auch nicht viel schreien, aber ich freue mich natürlich, wenn wir gewinnen. Aber ich bin nicht der Fan, der mit Tränen im Stadion sitzt, wenn es entweder glücklich oder unglücklich ausgeht.
DOMRADIO.DE: Sitzen Sie bei einem der Spiele im Stadion und wo schauen Sie sonst die Spiele?
Kleine: Meistens sitze ich im Fernsehsessel. Ich bin aber nicht so begeistert, dass ich alle Spiele schauen werde. Das Spiel in Köln am Samstagabend werde ich zu Hause alleine vorm Fernseher schauen.
Das Interview führte Dagmar Peters.