Städte wollen Weihnachtsmärkte nicht absagen

Trotz Energiekrise

Energie sparen, das ist derzeit die Losung der Bundesregierung. Doch für die Kommunen ist klar: Weihnachtsmärkte gehören zum Leben dazu. Absagen erwägt kaum eine Stadt. Mancherorts werden Standbetreiber sogar unterstützt.

Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist geöffnet / © Tobias Fricke (DR)
Der Weihnachtsmarkt am Kölner Dom ist geöffnet / © Tobias Fricke ( DR )

Trotz Energiekrise kommt eine Absage von Weihnachtsmärkten für deutsche Städte derzeit nicht infrage. Auch Energiespar-Auflagen, etwa mit Blick auf das Beleuchtungskonzept, sind nicht Teil der Planungen. Das ergab eine Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) unter 38 Städten im ganzen Bundesgebiet. Die wirtschaftlichen Folgen einer Absage wären nicht nur für Standbetreiber, sondern auch für die Tourismusbranche "verheerend, sagte eine Sprecherin der Stadt Lübeck. Viele Städte betonten zudem die soziale Bedeutung der Märkte. In der Bevölkerung gebe es einen hohen "Bedarf an Normalität", teilte die Stadt Worms mit.

Sorge wegen steigender Preise wächst

Immer mehr Menschen in Deutschland bekommen die anhaltend hohen Preise im Alltag zu spüren. Im am Freitag veröffentlichten ZDF-"Politbarometer" gaben 40 Prozent der Befragten an, dass ihnen die Inflation persönlich große Probleme bereitet, Anfang April war das erst bei 34 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Fall gewesen.

Steigende Lebensmittelpreise / © Denys Kurbatov (shutterstock)
Steigende Lebensmittelpreise / © Denys Kurbatov ( shutterstock )

Rufe nach Entlastung der Schausteller 

Daher unterstützen einige Städte die Standbetreiber sogar. In Lübeck zahlen Budenbetreiber auch in diesem Jahr nur die Hälfte der sonst üblichen Standgebühr, wie die Stadt mitteilte. Die Regelung sei eingeführt worden, um die Corona-Einschränkungen abzufedern. Hamburg habe den Schaustellern des vorweihnachtlichen Volksfestes "Winterdom" die Gebühr sogar ganz erlassen, sagte eine Sprecherin. Hingegen sehen andere Städte wie Würzburg und Rostock die Verantwortung bei Bund und Ländern. Es sei zunächst Aufgabe der Bundespolitik, Schausteller und Veranstalter notfalls finanziell zu entlasten, teilte die Stadt Würzburg mit.

Zugleich wiesen die Kommunen darauf hin, dass sie derzeit keine Handhabe hätten, privatwirtschaftlich organisierte Märkte abzusagen oder Auflagen zu erlassen. Eine entsprechende Ermächtigungsgrundlage existiere nicht, hieß es in Potsdam. "Sollte sich die Gasmangellage zuspitzen, erwarten wir eine bundeseinheitliche Regelung bezüglich weiterer Einsparmaßnahmen", sagte eine Sprecherin der Stadt Köln. Indes begrüßte es der Dresdner Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) als "richtig und gut", dass die Bundesregierung Volksfeste bei der am 1. September in Kraft getretenen Energiesicherungsverordnung ausgenommen hat.

Einsparpotenzial der Märkte gering?

Ohnehin scheint das Einsparpotenzial der Märkte gering. Fast alle Städte verwiesen darauf, dass die Weihnachtsbeleuchtung von Städten und Marktbetreibern längst auf energieeffiziente LED-Technik umgerüstet worden sei. Die Verdunklung der Städte sei schon aus Sicherheitsgründen keine Option, da sie zu einem Anstieg von "Kriminalität, Vermüllung und Vandalismus" führe, sagte ein Sprecher der Stadt Leipzig. Zudem übersteige der "Energieverbrauch einer vierköpfigen Familie zu Hause mit Heizen, Kochen, Licht" deutlich den eines Weihnachtsmarktbesuchs in der gleichen Zeit.

Dennoch wollen Städte und Veranstalter vielerorts gemeinsam noch weitere Einsparmöglichkeiten prüfen. Anderswo wurden schon Entscheidungen getroffen. In Kaiserslautern, Potsdam und in Nürnberg soll es keine Eislaufflächen geben. Bayreuth untersagt Heizpilze. Mehrere Städte teilten mit, dass sie die öffentliche Weihnachtsbeleuchtung am Abend früher abschalten wollen. Dortmund etwa reduziert die Beleuchtungszeit von den bisher üblichen 24 Stunden auf die Hälfte.

Quelle:
epd