"Tut alles, um das Virus zu beherrschen, sorgt für die Erkrankten und kümmert Euch um die Furchtsamen, vertieft die Achtsamkeit, verstärkt die Nächstenliebe", schrieb der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick am Samstag auf seinen Social-Media-Kanälen mit Verweis auf das Evangelium.
"Bleibt geduldig und heiter"
Zugleich kritisierte der Weltkirche-Bischof der Deutschen Bischofskonferenz: "Coronavirus als Strafe Gottes zu bezeichnen, ist zynisch und mit Jesu Botschaft unvereinbar." Schick appellierte dagegen, die freie Zeit zum Nachdenken über den Sinn, Wert und Ziel des Lebens, über Gott und die Welt zu nutzen. "Stärkt Euch in der Hoffnung. Betet füreinander und miteinander. Bleibt geduldig und heiter."
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sieht für die Kirche Herausforderungen in der Verbreitung des Coronavirus. "Sie ist gewiss keine Strafe Gottes, vor der wir Angst haben müssen und der wir nicht entkommen können. Gott liebt uns bedingungslos und er möchte, dass es uns gut geht", schrieb der Limburger Bischof Georg Bätzing laut seinem Bistum in einem Brief am Samstag an die Limburger Gläubigen. Die Liebe Gottes werde sie durch die kommenden Wochen und durch diese herausfordernde Zeit tragen.
Christen hätten Verantwortung für ihr eigenes Leben und für ihre Mitmenschen, so Bätzing weiter. Gemeinsam müsse alles getan werden, um eine schnelle Verbreitung des Virus zu verhindern. "Lassen Sie uns achtsam, umsichtig, solidarisch und hilfsbereit sein. Denken wir an unsere kranken und gefährdeten Nächsten und bitten Gott für sie um seinen Segen", schrieb der Bischof.
"Ein Herz für die Menschen in Not"
Der Passauer Bischof, Stefan Oster, wünschte sich in einem Facebook-Video am Freitagabend von den Christen, "ein Herz für die Menschen, die in Not sind". Die Menschen sollten versuchen zu teilen, auch so, dass man es wirklich spüre, "auch materiell". In dieser Krise könne jeder auch wachsen - "in unserer Gottesbeziehung und in der Beziehung zu unseren Nächsten", so der Jugendbischof der Deutschen Bischofskonferenz.
Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hat an die Katholiken appelliert, sich gerade in der Corona-Krise für Schwache
und Notleidende zu engagieren, insbesondere Flüchtlinge. "Viele Menschen sind durch die Krise in Not geraten. Es droht Kurzarbeit,
Geschäfte schließen. Wir sind in dieser Situation aufgerufen, nicht nur an uns zu denken", sagte Schönborn in seiner Predigt bei einem
Gottesdienst im Wiener Stephansdom am Samstag. "Ob Flüchtlinge, die unter unvorstellbaren Zuständen auf den griechischen Inseln leben oder unser direkter Nachbar: Wir sind nur Christen, wenn wir bereit sind, zu teilen", so der Kardinal. Der Gottesdienst wurde auf "radio klassik Stephansdom" per Livestream übertragen.
In Österreich verzichten Kirchen und Religionsgemeinschaften wegen der Corona-Krise ab Montag weitgehend auf alle Gottesdienste und
Veranstaltungen. Bereits in der vergangenen Woche wurde die Zahl der Gottesdienstbesucher auf maximal 100 Personen festgelegt. Auch die katholischen Bistümer zogen Konsequenzen aus der Krise, viele Bistümer sagten alle öffentlichen Gottesdienste ab.
Europas Bischöfe rufen zum Gebet auf
Europas Bischöfe hatten am Donnerstag mit Blick auf das Coronavirus zum Gebet für Patienten sowie Medizin- und Pflegepersonal aufgerufen. Die Menschen würden durch die Epidemie auf eine "harte Probe" gestellt, erklärten die Vorsitzenden der EU -Bischofskommission COMECE, Kardinal Jean-Claude Hollerich, und des Rates der europäischen Bischofskonferenzen CCEE, Kardinal Angelo Bagnasco. Es sei ein "schwieriger Moment". Die Kardinäle riefen die Menschen auf, sich "verantwortungsvoll" zu verhalten, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
In dem Gebet heißt es: "Befreie uns von Krankheit und Angst, heile unsere Kranken, tröste ihre Familien, gib den Verantwortlichen in den Regierungen Weisheit, den Ärzten, Krankenschwestern und Freiwilligen Energie und Kraft, den Verstorbenen das ewige Leben."
"Alles tun, um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen"
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, unterstrich kirchliche Vorsichtsmaßnahmen wie Einschränkungen bei Gottesdiensten und Absagen von Veranstaltungen.
"An oberster Stelle steht für mich die Aufgabe, angesichts der besonderen Risiken, gerade für die Schwächsten, alles zu tun, um die Ausbreitung des Virus so weit wie möglich zu verlangsamen, und gleichzeitig die geistliche Kraft nicht schuldig zu bleiben, die wir gegenwärtig zum Umgang mit der Krise in ganz besonderer Weise brauchen", schrieb der bayerische Landesbischof am Samstag auf Facebook.
"Trotz aller Angst getrost sein"
Auch der rheinische Präses Manfred Rekowski hat die Gläubigen dazu aufgerufen, in der Coronakrise auf Gott zu vertrauen. Die Ausbreitung des Virus löse Sorgen und Ängste aus, schreibt Rekowski in seinem Präses-Blog. "Wir können der Ungewissheit und der Angst nicht einfach entfliehen." Es gelte vielmehr, trotz aller Angst getrost zu sein und "auf Gott zu vertrauen, der uns in seiner guten Hand hält", betont der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. Dieses Vertrauen könne den Menschen die Kraft dafür geben, "miteinander Verantwortung zu übernehmen im Kampf gegen das Virus".
Kirche soll Anlaufpunkt in Sorge und Not bleiben
Der evangelische Berliner Bischof Christian Stäblein betonte in einem Interview im Deutschlandradio, es sei wichtig, dass Kirche trotz Absagen ein Anlaufpunkt in Sorge und Not bleibe. So seien "andere kleinere Andachtsformen" mit entsprechenden Hygiene-Maßnahmen möglich.
In den griechisch-orthodoxen Gemeinden in Deutschland wird es wegen der Coronakrise nur noch wenige Hauptgottesdienste geben - alle anderen Veranstaltungen entfallen. Das hat Metropolit Augoustinos in einem am Wochenende in Bonn veröffentlichten Hirtenbrief bis vorerst 11. April angeordnet.
Glaube hebt menschliche Vernunft nicht auf
Der Metropolit bat die Gläubigen, ihre Gebete zu verstärken, "damit diese neu aufgetretene Pandemie bald mit der Hilfe und der Erleuchtung Gottes überwunden werde". Unter Verweis auf eine Verlautbarung des Ökumenischen Patriarchats wurden sie zudem aufgefordert, die Vorgaben staatlicher Behörden zu beachten. "Unsere Kirche respektierte stets und respektiert die medizinische Wissenschaft." Der Glaube an Gott hebe die menschliche Vernunft nicht auf.
Der Vatikan rief Regierungen weltweit zur Unterstützung armer Staaten beim Kampf gegen die Corona-Krise auf. Länder mit schwachen Gesundheitssystemen seien mit den Auswirkungen der Virusepidemie überfordert. Jetzt gelte es internationale Solidarität zu zeigen und Mittel und Ressourcen zu teilen, erklärte der für Entwicklungsfragen zuständige Kurienkardinal Peter Turkson. Die Krise müsse eine Gelegenheit sein, Verbundenheit zwischen Staaten und Freundschaft zwischen Völkern zu stärken.