Statue von Kardinal Hengsbach in Essen entfernt

Nach Missbrauchsvorwürfen

In Essen ist die Statue des früheren Bischofs Franz Hengsbach entfernt worden. Das Ruhrbistum hatte vorige Woche Missbrauchsvorwürfe gegen den Kardinal bekannt gemacht. Die Abbauarbeiten begannen am Montag und dauerten eine Stunde.

Hengsbach-Denkmal nach Missbrauchsvorwürfen abgebaut / © Christoph Reichwein (dpa)
Hengsbach-Denkmal nach Missbrauchsvorwürfen abgebaut / © Christoph Reichwein ( dpa )

Das sagte ein Sprecher der Diözese. Das Domkapitel hatte erst am Freitag in einer Sondersitzung die Entfernung der Skulptur am Essener Dom beschlossen.

Weitere Betroffene melden sich

Unterdessen teilte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck mit, dass sich nach der der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe weitere Betroffene gemeldet hätten. "Aber ich weiß noch nicht, wie viele", sagte er am Sonntagabend in der WDR-Sendung "Aktuelle Stunde". Auch der Bistumssprecher nannte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) keine konkreten Zahlen.

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck ( KNA )

Hengsbach (1910-1991) wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen. Bekannt geworden waren die Vorwürfe im Bistum Essen 2011 und 2022. Die Veröffentlichung vor einigen Tagen führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche.

Bildhauerin bedauert Abbau

Die Statue der Münsteraner Bildhauerin Silke Rehberg war erst im Oktober 2011 von Overbeck enthüllt worden. Das Domkapitel sprach sich laut Dompropst Thomas Zander dafür aus, statt der Skulptur einen Gedächtnisort für die Opfer sexuellen Missbrauchs zu schaffen. Das Domkapitel ist Hausherr des Domes und des umgebenden Platzes.

Hengsbach-Denkmal nach Missbrauchsvorwürfen abgebaut / © Christoph Reichwein (dpa)
Hengsbach-Denkmal nach Missbrauchsvorwürfen abgebaut / © Christoph Reichwein ( dpa )

Rehberg bedauerte den Abbau der Skulptur als voreilig. Das Domkapitel habe auf Druck eine einsame Entscheidung getroffen, in die sie leider nicht einbezogen worden sei, sagte sie am Montag auf Anfrage der KNA.

Zunächst hätte ein breite Diskussion darüber stattfinden sollen, wie man mit der Figur weiter hätte umgehen können. "Aus den Augen, aus dem Sinn" sei dagegen ein "sehr schwaches Zeichen". Rehberg hatte vorige Woche vorgeschlagen, die Statue auf den Kopf zu stellen, da sich auch das Bild von Hengsbach ins Gegenteil verkehrt habe.

Rehberg will nach eigenen Worten aber keine rechtlichen Schritte gegen den Abbau der Statue ergreifen. Diese hätte zwar nicht ohne ihre Zustimmung verändert werden dürfen. Ihre Urheberrechte umfassten aber nicht das Wegräumen der Figur.

Hengsbach wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen. Bekannt geworden waren die Vorwürfe im Bistum Essen 2011 und 2022. Die Veröffentlichung vor einigen Tagen führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche.

Information der Redaktion: Der Artikel wurde am 25.09.2023 um 11.45 aktualisiert.

Franz Hengsbach

In seinem Bischofsring trug er ein Stück Ruhrkohle - Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet. Umgekehrt bezeichneten ihn die Kumpel als "unser Franz". Der erste Ruhrbischof, Kardinal Franz Hengsbach, war eine der profiliertesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche Deutschlands in den Nachkriegs-Jahrzehnten. Nun machte das Bistum Essen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn öffentlich.

Kardinal Franz Hengsbach (KNA)
Kardinal Franz Hengsbach / ( KNA )
Quelle:
KNA