Kardinal
Franz Hengsbach

Erster Ruhrbischof
Kardinal Franz Hengsbach (KNA)

In seinem Bischofsring trug er ein Stück Ruhrkohle - Zeichen seiner Verbundenheit mit dem Ruhrgebiet. Umgekehrt bezeichneten ihn die Kumpel als "unser Franz". Der erste Ruhrbischof, Kardinal Franz Hengsbach, war eine der profiliertesten Persönlichkeiten der katholischen Kirche Deutschlands in den Nachkriegs-Jahrzehnten. Nun machte das Bistum Essen Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs gegen ihn öffentlich.

Hengsbach wurde am 10. September 1910 als ältestes von acht Kindern im sauerländischen Velmede geboren. Wie er empfing auch sein 17 Jahre jüngerer Bruder Paul die Priesterweihe, dem nun ebenfalls sexueller Missbrauch vorgeworfen wird. 1953 wurde Franz Hengsbach Weihbischof in Paderborn, wo er das Seelsorgeamt leitete. An die Spitze des neu gebildeten Ruhrbistums wechselte er 1958. Nach 33 Jahren und 15 Tagen Amtszeit nahm Papst Johannes Paul II. im Februar 1991 seinen Rücktritt an. Drei Jahre zuvor hatte er ihn zum Kardinal gemacht.

Als Bischof besuchte Hengsbach immer wieder Betriebe und konfrontierte junge Theologiestudenten bei Grubenfahrten mit der Arbeitswelt. Mit den Bergleuten protestierte er gegen zu schnelle Zechenschließungen. Er hielt aber auch zu Wirtschaftsbossen intensiven Kontakt und gründete den "Initiativkreis Ruhrgebiet" mit, der neue Beschäftigungsperspektiven erarbeitete.

Hengsbach rief zudem das katholische Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat ins Leben, dem jedes Jahr die Weihnachtskollekte in allen deutschen Bistümern zufließt. 1961 wurde er Militärbischof und stellte dort mit 17 Jahren Amtszeit einen bis heute bestehenden Rekord auf. Großen Anteil hatte er auch an der deutsch-polnischen Aussöhnung. Als Polen-Seelsorger erlernte er in Kaplansjahren deren Sprache. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 60er Jahren war er am Briefwechsel zwischen deutschen und polnischen Bischöfen beteiligt.

Als Vermittler engagierte er sich auch, als 1971 Aldi-Gründer Theo Albrecht entführt worden war.

Wenige Monate nach seinem Rücktritt unterzog sich Hengsbach einer Darm-OP. Diese verlief zunächst gut, doch dann verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Der Kardinal starb am 24. Juni 1991. Er wurde im Essener Dom beigesetzt.

Stand:
Quelle:
KNA

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