In seinem Testament hatte Johannes Paul II. verfügt, seine persönlichen Notizbücher zu verbrennen. Stanislaw Kardinal Dziwisz, der 40 Jahre lang sein Sekretär war, hat die Notizen nicht verbrannt sondern zur Veröffentlichung frei gegeben. "Sie sind ein Schlüssel zum Verständnis seiner Spiritualität", hat Dziwisz gesagt. Stefan Meetschen hält diese Entscheidung für richtig. Ähnlich wie bei Max Brod, der Kafkas Forderung, seinen Nachlass zu vernichten, auch ignoriert habe, seien die Notizen von Johannes Paul II. ein Zeugnis von weltumspannender Bedeutung. "Auf wunderbare Weise wird uns hier die Innenseite des Heiligen Papstes offenbart", sagt Meetschen.
"Es hängt alles von Gott ab. Die Radikalität, das zu glauben und zu leben, macht Johannes Paul II. auch zu einem großen Mystiker", sagt Meetschen. In den persönlichen Notizen erleben wir die Innenseite des Papstes – jenseits seiner großen öffentlichen Auftritte. Während seiner Exerzitien macht er sich Notizen über die Gnade, über Rechtfertigung, über das Böse in der Welt und besonders in den sechziger Jahren über die Rolle des Bischofs. "Das ist auch ein intellektuelles und theologisches Ringen", sagt der Übersetzer der Notizen: "Er fragt sich, welche Rolle der Bischof in der Welt spielen soll".
Stefan Meetschen hat die persönlichen Notizen zusammen mit seiner Frau Anna während der vergangenen Fastenzeit übersetzt. "Das waren wunderbare Exerzitien für uns“, erzählt er im domradio und empfiehlt das Vermächtnis Johannes Pauls II. auch als praktischen Exerzitienbegleiter für jedermann.
"Mein heiliger Freund Johannes Paul II." Vortrag von Joachim Kardinal Meisner im Kölner Domforum am 26. August, 19.30 Uhr. Moderation Manuel Herder