Der Vatikan hat sein am Donnerstag verlängertes Abkommen mit China verteidigt. Die Übereinkunft zur Ernennung katholischer Bischöfe sei kirchentheologisch und seelsorglich motiviert, heißt es in einem Beitrag der halbamtlichen Vatikanzeitung "Osservatore Romano", der zusammen mit dem Kommunique verbreitet wurde. Einige "Missverständnisse" rührten daher, dass man den Vertrag mit Absichten, Ereignissen oder politischen Fragen in Verbindung bringe, die mit dem Abkommen nichts zu tun hätten.
Zugleich spricht das Blatt von "sehr leidvollen Situationen" in China und Defiziten bei der Religionsfreiheit. Die Frage diplomatischer Beziehungen findet keine Erwähnung.
Steht die moralische Autorität auf dem Spiel?
Der Heilige Stuhl und China hatten am Donnerstag ein vor zwei Jahren geschlossenes Abkommen zu Bischofsernennungen um weitere zwei Jahre probehalber verlängert. Der Inhalt ist weiterhin nicht im Wortlaut bekannt.
Vorwürfe gegen den Vatikan lauten, er falle mit dem Abkommen regierungskritischen Christen in den Rücken und setze angesichts anhaltender Menschenrechtsverletzungen in China seine moralische Autorität aufs Spiel. Entsprechende Kritik kam von Hongkongs früherem Bischof, Kardinal Jospeh Zen, aber auch von US-Außenminister Mike Pompeo.
Der Artikel im "Osservatore" hebt hervor, erstmals seit vielen Jahrzehnten stünden derzeit alle katholischen Bischöfe in China in Gemeinschaft mit dem Papst; in Zukunft werde es keine illegitimen Bischofsweihen mehr geben. Derzeit seien mehrere Verfahren für neue Bischofsernennungen in unterschiedlichen Stadien in Gang. Zugleich wir in dem Beitrag betont, die Übereinkunft adressiere "nicht alle offenen Fragen oder Situationen, die für die Kirche weiter Anlass zur Besorgnis geben".
Osservatore: Keine geopolitische Deutung
Die Zeitung weist geopolitische Deutungen des Abkommens zurück. Stattdessen gehe es um eine "zutiefst ekklesiologische Frage", nämlich die Einheit zwischen Papst, Bischöfen und Ortskirchen. Als weiteres Ziel wird genannt, man wolle "den lange Zeit geteilten chinesischen Katholiken helfen, Zeichen der Versöhnung, der Zusammenarbeit und der Einheit für eine neue und wirksamere Verkündigung des Evangeliums in China zu setzen".
Die Vorarbeiten zu dem Vertrag reichten noch in die Amtszeit Benedikts XVI. (2005-2013) zurück, unterstreicht der Beitrag. Der Heilige Stuhl sei sich aktueller Probleme bewusst. So dränge man auf eine «fruchtbarere Ausübung der Religionsfreiheit». Dieser Weg sei «lang und nicht ohne Schwierigkeiten», so die Vatikanzeitung.
"Gute Kommunikation und Zusammenarbeit"
Der vatikanische Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und der päpstliche Außenbeauftragte Erzbischof Paul Gallagher verteidigte die Vereinbarung. Diese sei trotz aller Schwierigkeiten ein wichtiger Schritt in einem langfristig angelegten Dialog, betonten sie bei verschiedenen Anlässen in den vergangenen Wochen.
Der Heilige Stuhl sei der Überzeugung, dass "die Anwendung des Abkommens - das von grundlegendem kirchlichen und pastoralen Wert ist -, positiv verlaufen ist", erklärte der Vatikan am Donnerstag. Er verwies auf eine "gute Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Parteien hinsichtlich der Vertragsgegenstände". Man sei "entschlossen, den offenen und konstruktiven Dialog fortzusetzen, um das Leben der katholischen Kirche und das Wohl des chinesischen Volkes zu fördern".