Katholische Kirche in China

Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel (KNA)
Kruzifix in katholischer Kirche in China / © Katharina Ebel ( KNA )

Nach Schätzungen von Experten sind rund 10 Millionen der knapp 1,4 Milliarden Einwohnern der Volksrepublik China Katholiken; die Behörden verzeichnen jedoch lediglich 6 Millionen. Das US-Forschungsinstitut Pew geht von 9 Millionen aus. Als kleine Minderheit haben die Katholiken mit rund 100 Diözesen dennoch landesweit funktionierende Kirchenstrukturen.

Eine große Besonderheit des chinesischen Katholizismus ist die Teilung in zwei Gruppierungen: Neben einer regimenahen und staatlich zugelassenen "Patriotischen Vereinigung" gibt es die sogenannte Untergrundkirche in Gemeinschaft mit dem Papst. Die "patriotischen Christen" dürfen seit 1957 beziehungsweise wieder seit Ende der chinesischen "Kulturrevolution" (1966-1976) mit staatlicher Erlaubnis aktiv sein. Gegen die Mitglieder der "Untergrundkirche" kommt es immer wieder zu staatlichen Sanktionen. Priester und Bischöfe werden verhaftet oder verhört. Die "Untergrund-Katholiken" erhalten auch keine Erlaubnis zum Bau von Kirchen.

Seit der kommunistischen Machtübernahme in Peking 1949 gibt es bis heute keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit dem Heiligen Stuhl. Eine Kernfrage ist die chinesische Forderung, Rom müsse zuerst seine Kontakte zu Taiwan abbrechen. Der Vatikan hat verschiedentlich Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern. Papst Benedikt XVI. (2005-2013) wandte sich 2007 mit einem Brief an die chinesischen Katholiken, in dem er aber auch auf die Regierung zuging. Auch unter seinem Nachfolger Franziskus sucht Rom unter Führung von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin einen Ausgleich durch Verhandlungen.

Ein anderer langjähriger Streitpunkt sind die Bischofsernennungen. In der Praxis ist die scharfe Grenzziehung zwischen den beiden Gruppierungen in den vergangenen Jahren allmählich verschwommen. Bis auf wenige Ausnahmen waren bis zu einer unerlaubten Bischofsweihe im November 2010 auch die meisten patriotischen Bischöfe vom Vatikan anerkannt. Allerdings setzte Pekings zuletzt wieder Bischofsweihen ohne Zustimmung des Vatikan an, was Beobachter als ernsthafte Gefährdung des Erreichten werten.

Der Vatikan hat in den beiden vergangenen Jahrzehnten wiederholt Angebote formuliert, um die Beziehungen zu verbessern. Teile der chinesischen Katholiken warnen jedoch eindringlich, der Vatikan drohe sich von Peking über den Tisch ziehen zu lassen. Immer mehr Untergrund-Katholiken sehen sich gezwungen, zur "Patriotischen Vereinigung" überzutreten.

Zwischen der Volksrepublik China und dem Heiligen Stuhl besteht seit 2018 ein Geheimabkommen, das unter anderem Bischofsernennungen regelt. Obwohl offiziell nichts über den Inhalt verlautbart wurde, wird allgemein angenommen, dass gemäß dem Abkommen die Regierung nur Bischöfe ernennen sollte, die auch die Zustimmung des Papstes finden würden. Welches Verfahren das Abkommen vorsieht, um ein solches Einvernehmen herzustellen, ist nicht bekannt. Im Oktober 2022 hatte der Vatikan mitgeteilt, das Abkommen sei um zwei Jahre verlängert worden. (kna)