Steinmeier erleichtert über Evakuierungen europäischer Bürger

Tausende fliehen aus Tschads Hauptstadt

Nach Beginn einer Feuerpause in Tschads Hauptstadt N'Djamena sind am Montag Tausende Zivilisten über die nahe Grenze nach Kamerun geflohen. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erleichtert über die gelungene Evakuierung europäischer Bürger aus dem Tschad. Die Stationierung der EU-Truppen (EUFOR) wird weiter ausgesetzt.

 (DR)

Die Stationierung der EU-Truppen im Tschad (EUFOR) ist nach Angaben aus dem militärischen Hauptquartier in Paris "angesichts der konfusen Situation vor Ort" weiter ausgesetzt.  EUFOR-Sprecher Oberstleutnant Philippe de Cuzac sagte am Montag auf Anfrage, so lange die Lage instabil sei, bleibe der geplante Einsatz auf einen "Standby-Modus" beschränkt.

Ban fordert Ende der Gewalt
Der tschadische Außenminister Amad Allam-Mi erklärte im französischen Auslandsrundfunk RFI, die Rebellen seien besiegt. Er drohte einen Vergeltungsschlag gegen den Sudan an. Der tschadische Präsident Idriss Déby beschuldigt das Nachbarland Sudan, den Aufstand angezettelt zu haben.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte nach den Kämpfen am Samstag und Sonntag in der tschadischen Hauptstadt ein sofortiges Ende der Gewalt. In einer Montag in New York und Bonn verbreiteten Erklärung rief er die Konfliktparteien zum Dialog auf. Er appellierte an alle Staaten, die Unverletzlichkeit internationaler Grenzen zu respektieren.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich erleichtert über die gelungene Evakuierung europäischer Bürger aus dem Tschad. Darunter seien auch 50 Deutsche, teilte das Auswärtige Amt in Berlin mit. Steinmeier mahnte Regierung und Rebellen im Tschad ebenfalls zum Dialog.

Besorgte Hilfswerke
Die Rebellen im Tschad erklärten zur militärischen Lage, sie hätten nur einen taktischen Rückzug vorgenommen. Bald wollten sie neue Ziele in N'Djamena angreifen. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen berichteten von zahlreichen Leichen in den Straßen der Hauptstadt.

Dem Roten Kreuz zufolge wurden seit Beginn der Kämpfe am Samstag mehr als 200 Menschen mit Schussverletzungen in Krankenhäusern behandelt, darunter viele Zivilisten. Das Welternährungsprogramm warnte, die Kämpfe gefährdeten die Versorgung von mehr als 400.000 Flüchtlingen vor allem im Osten des Landes. Das britische Hilfswerk Oxfam zog seine internationalen Mitarbeiter aus N'Djamena ab.

Der tschadische Außenminister Allam-Mi sagte dem Sender RFI, die sudanesische Regierung habe die Rebellenoffensive geplant, um die Entsendung europäischer Truppen in den Osten Tschads zu verhindern.
So wolle Khartum verhindern, dass die Darfur-Krise gelöst werde. "Sudan hat diese Angreifer 700 Kilometer in unser Territorium geschickt", so Allam-Mi. "Wenn es für die Sicherheit des Tschad nötig ist, werden wir in den Sudan einmarschieren."

Bei den Angreifern handelt es sich um eine Allianz aus drei Rebellengruppen, von denen einige schon vor zwei Jahren versucht hatten, N'Djamena zu erobern. Die Entsendung der 3.700 Mann starken EU-Friedenstruppe war wegen der Kämpfe verschoben worden. An diesem Mittwoch sollen nun die ersten hundert Soldaten anreisen, hieß es in Nairobi. Frankreich, das ohnehin bereits Truppen im Tschad stationiert hat, stellt auch das Gros der EU-Truppe. Deutschland beteiligt sich daran nicht.