Am Vormittag war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) noch in Rom beim Trauergottesdienst für den ehemaligen Papst Benedikt XVI. Wenige Stunden später steht er wieder im Kanzleramt, umgeben von mehr als 100 prächtig geschmückten Sternsingern. Bereits zum zweiten Mal empfing der Bundeskanzler während seiner Amtszeit die als Könige verkleideten Kinder und Jugendlichen.
108 Hände schütteln
Jede einzelne Delegation der 27 Diözesen begrüßte Bundeskanzler Scholz persönlich: Insgesamt durfte er 108 Hände schütteln und in ebensoviele strahlende Gesichter blicken. Ihr Lied sangen die Sternsinger auf der Treppe im Kanzleramt und ihre bunten Gewänder standen im Kontrast zu den grauen Betonwänden des Gebäudes. Dort schrieb eine Teilnehmerin aus dem Bistum Limburg den Segensspruch an.
Er freue sich, dass sie da seien, begrüßte der Kanzler die Sternsinger. In seiner kurzen Ansprache würdigte er ihr Engagement: Der Aufruf, Kinder zu schützen, könne nicht aktueller sein, sagte Scholz. "Jeden Abend sehen wir alle im Fernsehen und verfolgen im Internet die schrecklichen Folgen des Krieges, der jetzt in unserer Nähe, in der Ukraine, stattfindet." Viele Kinder seien deshalb auf der Flucht, ganz allein. "Das alles muss man wissen." Deshalb sei die Botschaft der Sternsinger so bedeutend.
Gewalt an Orten die Geborgenheit bieten sollten
Natürlich bedrücke es, dass Kinder Gewalt auch an Orten erleben, die ihnen Geborgenheit bieten sollten, erklärte Scholz. Das passiere sowohl im eigenen Elternhaus als auch im Verein oder in Gemeinden. "Deshalb ist es ganz, ganz wichtig, dass das Prinzip von allen sehr stark verstanden wird und alle sagen: Der Schutz von Kindern, der steht vor allem, und darauf kommt es an." Er wünsche den Sternsingern, dass sie bei ihren Sammlungen auf viele offene Türen treffen.
Auch der Aachener Präsident des Kindermissionswerks, Dirk Bingener, machte im Kanzleramt deutlich: "Wir wünschen uns, dass Kinder wie Könige behandelt werden." Weltweit würden sie ausgebeutet oder misshandelt. Und ein als König gekleideter Junge betonte: "Wir wünschen uns Erwachsene, die uns sehen und wahrnehmen." Nichts könne wichtiger sein als Kinder zu schützen.
"Christus mansionem benedicat"
Rund um den 6. Januar, den Dreikönigstag, ziehen in ganz Deutschland Sternsinger von Haus zu Haus, schreiben ihren Segen "Christus mansionem benedicat" für "Christus segne dieses Haus" an die Türen und sammeln Spenden für Kinder weltweit. Im Bundeskanzleramt führte der damalige Kanzler Helmut Kohl 1984 den Brauch ein.
Bereits am Freitag steht für eine Sternsinger-Delegation aus dem Bistum Regensburg der nächste große Besuch an: Dann klopfen die Mädchen und Jungen an den Türen des Schlosses Bellevue und besuchen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sowie seine Frau Elke Büdenbender.
Von Kindern für Kinder
Auch an den folgenden Tagen gehen Sternsinger bundesweit von Tür zu Tür. Laut Kindermissionswerk, das mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Träger der Aktion ist, ist das Sternsingen die weltweit größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder. Seit
1959 wurden rund 1,27 Milliarden Euro für mehr als 77.400 Projekte zu Bildung und Gesundheit gesammelt. Zuletzt kamen 2022 rund 38,6 Millionen Euro zusammen.