Sternsinger-Botschafter macht sich für Kinderschutz stark

Sternsingeraktion 2023 mit Willi Weitzel

Das Beispielland bei der Sternsingeraktion 2023 ist Indonesien. Willi Weitzel erklärt, warum Kinderschutz dort, aber auch bei uns so wichtig ist – und hat eine Botschaft an alle Kinder, die dieses Jahr als Sternsinger unterwegs ist.

Sternsinger / © Tomasetti (DR)
Sternsinger / © Tomasetti ( DR )

Urte Podszuweit: Ihr neuer Film zur Sternsingeraktion beginnt mit einem Gong. Warum?

Willi Weitzel (TV-Reporter ["Willi wills wissen"] und Botschafter der Aktion Dreikönigssingen): Wie gerne hätte ich die Ohren der Zuschauerinnen und Zuschauer, die den Film sehen, noch viel länger mit dem Klang dieser indonesischen Klangschale verwöhnt. Aber sie ist nur ein paar Sekunden zu hören. Mit dem "Gong" will ich ein wenig für indonesische Stimmung sorgen, denn auf der Insel Java, auf der der diesjährige Film gedreht wurde, spielt die Gamelan-Musik, die ein klangvolles Zusammenspiel von Gongs und Glockenspielen und Klangschalen und so weiter ist, eine große Rolle. Gamelanmusik zieht sich durch den gesamten Film.

Willi Weitzel: Reporter, Moderator, Autor und Welterforscher  (Welterforscher)
Willi Weitzel: Reporter, Moderator, Autor und Welterforscher / ( Welterforscher )

Und was meinen "Gong" betrifft, finde ich, dass solche lang schwingenden Töne einer Klangschale etwas Religiöses haben. Eine schöne Verbindung zwischen Erde und Himmel, die alles durchdringt. Im Katholischen gibt es ja auch Glockenklang von den Kirchtürmen, und zu Beginn und während der Gottesdienste wird geklingelt.

Podszuweit: Um welches Thema geht es diesmal?

Weitzel: Es geht um ein richtig wichtiges Thema, um Kinderschutz. Kinderschutz ist etwas, was alle Kinder in gleichem Maße betrifft, oder anders gesagt, was für Kinder in Deutschland, wie in Indonesien und allen anderen Ländern unserer Welt von großer Bedeutung ist. Es ist einfach so, egal wo auf der Welt: Kinder gehören zu den Schwächsten der Gesellschaft, weswegen sie gut beschützt werden müssen.

Die Kindheit ist eine einmalige, nicht wiederholbare Zeit, in der wir Menschen viele Erfahrungen sammeln, die uns stark für die Zukunft machen. Kinder müssen daher vor Erfahrungen bewahrt werden, die ihnen schaden. Leider gibt es sehr viele Gefahren, denen Kinder ausgeliefert sein können, meist dann, wenn der Kinderschutz zu kurz kommt. Erwachsene, die als Kind zum Beispiel gehänselt oder gar sexuell missbraucht wurden, können ihr ganzes Leben darunter leiden. Das ist tragisch. Wenn der Kinderschutz versagt, können Körper und Seele massiven Schaden nehmen. Insofern ist Kinderschutz ein wichtiges, ernstes, aktuelles und sensibles Thema, über das nicht nur die Kinder Bescheid wissen sollen, sondern auch die Erwachsenen. Denn sie haben die Aufgabe, Kinder zu schützen, zu beschützen.

Willi Weitzel, TV-Reporter und Sternsinger-Botschafter

"Wenn der Kinderschutz versagt, können Körper und Seele massiven Schaden nehmen"

Podszuweit: Wie kann es den Erwachsenen gelingen, Mädchen und Jungen fit zu machen, damit sie sich schützen können?

Weitzel: Das Wichtigste ist erstmal, dass möglichst viele Kinder und auch Erwachsene Bescheid wissen, dass es Kinderrechte gibt. Da zählen unter anderem die Rechte auf Schulbildung oder Gesundheitsversorgung dazu. Klar, bei uns in Deutschland ist es normal, in die Klinik oder zur Schule zu gehen, aber in vielen Ländern, in denen die Projektpartner der Sternsinger aktiv sind, ist das alles andere als selbstverständlich. Und es gibt einige Kinderrechte, die den besonderen Schutz von Kindern betreffen, bei denen es darum geht, dass Kinder be- und geschützt aufwachsen können. Außerdem ist es ja auch so: Wer seine Rechte kennt, fordert diese auch eher ein.

Jedoch ist es in der Praxis, nämlich dann, wenn es wirklich Probleme gibt, wie zum Beispiel bei Gewalt gegen Kinder, für das einzelne Kind schwer, darüber zu reden. Das Reden, das sich von der Seele reden, ist aber besonders wichtig. Alle Kinder sollten daher Kenntnis von der Nummer gegen Kummer haben, die sie jederzeit vertraulich und anonym anrufen können. Eine wertvolle Einrichtung, die unseren Kindern in Deutschland zumindest angeboten wird. Übrigens, die Nummer gegen Kummer geht so: 116 111. Ach ja, und um nochmal auf die Frage zurückzukommen, wie sich Kinder fit machen können, um besser geschützt zu sein: Sie können unseren Film anschauen, denn da erfährt man vieles rund ums Thema. Den Film gibt es ja nicht nur in den Gemeinden, zum Beispiel in der Gruppenstunde zu sehen, den kann man auch jederzeit über die Internetseite der Sternsinger – also sternsinger.de – oder über YouTube abrufen. Er heißt "Unterwegs für die Sternsinger – Kinder stärken. Kinder schützen."

Podszuweit: Yuliati Umrah ist die Gründerin und Direktorin der ALIT-Stiftung in Indonesien, das Projekt in deinem neuen Sternsingerfilm. Sie hat über ihre Arbeit zum Kinderschutz gesagt, es sei "Ein Kampf, der niemals endet". Warum?

Sternsinger

An der Aktion Dreikönigssingen nehmen jedes Jahr bundesweit mehr als 300.000 Sternsinger teil. Es ist die weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder in Not. Jeweils um das Dreikönigsfest am 6. Januar herum ziehen Mädchen und Jungen als Heilige Drei Könige verkleidet von Haus zu Haus und sammeln Spenden für ihre Altersgenossen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa.

Sternsinger unterwegs / © Waldemar Manfred Seehagen (shutterstock)
Sternsinger unterwegs / © Waldemar Manfred Seehagen ( shutterstock )

Weitzel: Yuliati wählt das Wort "Kampf", das klingt drastisch. Denn leider ist die Not in ihrem Land eng mit Kinderschutz verbunden. Denn wenn Mutter und Vater den ganzen Tag arbeiten müssen, um die Familie zu ernähren, und nicht zuhause sind, um die eigenen Kinder zu beschützen, ist das kritisch. Aber ich glaube auch, das Yuliati mit dem Wort "Kampf" vielen Menschen hier in Deutschland aus der Seele spricht. Denn wenn es um Kinderschutz geht, springt vielen das schreckliche Thema Kindesmissbrauch, auch Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, in den Kopf. Kindesmissbrauch muss bekämpft werden. In der Vergangenheit ist viel Leid verübt worden. Und auch um in Gegenwart und Zukunft Kinder zu schützen, darf der Kampf gegen den Missbrauch und für mehr Kinderschutz wirklich niemals enden.

Podszuweit: Sie sind nicht selbst in Indonesien gewesen, warum? Ist das ein Unterschied, wenn man nicht selbst im Sternsingerprojekt war?

Weitzel: Die Corona-Maßnahmen Indonesiens haben meine Reise dorthin leider verhindert. Wie gerne hätte ich all die Kinder und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ALIT und deren Chefin Yuliati, die eine unglaublich starke Persönlichkeit sein muss, kennengelernt. Das ist wirklich schade, denn schließlich geht es ja auch darum, zwischen den Sternsingern und den Kindern in Indonesien eine Verbindung herzustellen. Aber die letzten Jahre haben uns alle gelehrt, nicht so anspruchsvoll zu sein, und ich gebe mich deshalb damit zufrieden, die Dreharbeiten gemeinsam mit meinem Team aus der Ferne betreut zu haben. Ganz besonders bin ich dem indonesischen Kameramann Gemilang dankbar. Er ist auf Java zuhause und hat uns schöne Bilder geschickt, die wir hier in Deutschland zu einem Film verarbeitet haben.

Viel lieber wäre ich aber mit Ilham unterwegs gewesen, das ist ein Junge, den wir im Film begleiten. Ich wäre mit ihm mit der Machete in den Wald gegangen, wir hätten Futter für die Kühe geholt, ich hätte geholfen, die Kühe zu melken, und sicherlich hätte ich viele viele Fragen gestellt, um Ilham kennenzulernen und ihn den Sternsingerinnen und Sternsingern auf diese Weise bestmöglich vorzustellen. Zum Schluss geht es mir bei den Filmen ja auch darum, die Sternsinger für ein Thema und für bedürftige Kinder zu begeistern, sodass sie schließlich hochmotiviert von Tür zu Tür gehen und möglichst viele Spenden für diese Kinder sammeln. Was mir noch wichtig ist: Ich will den Film, den wir produziert haben, nicht kleinmachen, denn man erfährt und erfühlt sehr viel, aber vor Ort zu sein und aus erster Hand zu berichten, ist – vor allem auch für mich – ein großer Unterschied.

Podszuweit: Sie haben sich ganz besonders über Post aus Indonesien gefreut, was haben Sie bekommen?

Weitzel: Im Film kann man sehen, dass mir diese Post ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert. Diva ist ein Mädchen, das wir im Film vorstellen. Sie lebt unter schwierigen Bedingungen in der Millionenstadt Surabaya auf Java. Diva profitiert davon, an einem Kinderschutztraining teilzunehmen, das durch die Sternsinger ermöglicht wird. Bei einem dieser Trainings hat Diva eine Umgebungskarte von ihrem Stadtviertel gemalt. Die Karte macht all die problematischen Orte in ihrer Nähe sichtbar, die ihre Sicherheit gefährden. Im Film kann man sehen, wie Diva die Karte im Kreise ihrer Freunde zeichnet. Ja und genau diese Karte hat sie mir zum Andenken geschickt. Die Karte ist so etwas wie eine Brücke zwischen Indonesien und Deutschland.

Podszuweit: Viele Sternsinger in Deutschland freuen sich natürlich, dass Sie an ihrer Seite stehen. Und in jedem Jahr haben Sie immer auch einen besonders netten Gruß für sie.

Weitzel: Bevor ich die Sternsinger grüße, grüße ich alle, die noch nicht dabei sind! Ihr und Eure Freunde seid herzlich willkommen, um nicht zu sagen "willikommen", mitzumachen. Probiert es aus. In allen katholischen Gemeinden kann man sich erkundigen, wie es geht. Ja und Euch, liebe Sternsingerinnen und Sternsinger, danke ich, dass Ihr beim Sternsingen dabei seid. Ihr wisst es selbst am besten: Sternsingen macht nicht nur Spaß! Indem Ihr Spenden sammelt, helft Ihr vielen Kindern in Not. Wenn Ihr bei mir klingelt, mache ich auf alle Fälle auf. Also: Vielleicht sehen wir uns ja dann rund um den 6. Januar 2023! Ach ja, und noch was: Ihr seid die Besten!

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