Stettiner Erzbischof tritt nach Missbrauchsfall zurück

Vertuschungsvorwürfe in Polen

Nach viel Kritik rund um einen Missbrauchsfall in seinem Erzbistum ist Andrzej Dziega als Erzbischof von Stettin-Cammin vor erreichen der üblichen Altersgrenze zurückgetreten. Papst Franziskus nahm seinen Amtsverzicht an.

Symbolbild Missbrauch / © Africa Studio (shutterstock)

Das teilte vatikanische Presseamt am Samstag mit. Gründe wurden in dem Kommunique nicht genannt. Mit 71 Jahren hat Dziega die übliche Altersgrenze für Bischofsrücktritte von 75 Jahren noch nicht erreicht.

Vertuschungsvorwürfe gegen Bischöfe in Polen

Ab Ende 2020 machten Vertuschungsvorwürfe gegen Bischöfe in Polen Schlagzeilen. Die Kirchenmänner sollen sexuellen Kindesmissbrauch durch Geistliche unter der Decke gehalten haben. Vor allem der Fall eines Priesters aus dem westpolnischen Erzbistum Stettin-Cammin sorgte für Empörung. 

Dieser soll Anfang der 1990er Jahre vier Jungen eines Erziehungsheims missbraucht haben. Seit 1995 habe die Kirche davon gewusst, aber nichts gegen ihn unternommen, so der Vorwurf. Der Beschuldigte starb Anfang 2021 nach einer Krebserkrankung im Alter von 58 Jahren.

Missbrauchsfälle in Polen

In den vergangenen Monaten hatte die Bischofskonferenz die Missbrauchsfälle bei den Diözesen und Ordensgemeinschaften abgefragt. Das kirchliche Statistikinstitut und das von der Bischofskonferenz in Krakau gegründete Kinderschutzzentrum werteten kirchliche Akte, die von Januar 1990 bis Juni 2018 angelegt wurden, aus. Die Auswertung ergab:

284 Priester und 98 Ordensmänner sollen Minderjährige missbraucht haben

Von den 625 Opfern seien 345 unter 15 Jahre alt gewesen.

58,4 Prozent aller Opfer sind den Angaben zufolge männlich, 41,6 Prozent weiblich.

Symbolbild Missbrauch / © TetianaDov (shutterstock)
Quelle:
KNA