Der Essener Bischof, Franz-Josef Overbeck, hat die gesellschaftspolitische Relevanz der Kirche betont. Diese müsse stets Vorrang vor dem Schutz des eigenen Bestandes haben, sagte der Sozialbischof der Deutschen Bischofskonferenz. Alles andere würde "die Kirche in die selbstgewählte Bedeutungslosigkeit führen".
Stattdessen müsse die Kirche "Konturen einer christlichen Identität entwerfen", die gesellschaftliche Orientierung biete. Overbeck äußerte sich auf einer Veranstaltung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum Thema "Farbe bekennen statt Buntheit bejammern - Christlicher Kompass in der pluralen Gesellschaft".
Der Weg zurück in die vermeintliche Sicherheit umfassender Ordnung sei in der pluralen Gesellschaft für niemanden mehr möglich. Dabei betonte er, dass auch die Kirche von gesellschaftlichen Entwicklungen profitiere. Die "bunte Welt" habe auch für die Kirche ein "Bereicherungspotenzial".
Bedford-Strohm: Nicht in die religiöse Innerlichkeit zurückziehen
Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, hob die innere Verbindung zwischen Glauben und gesellschaftspolitischem Engagement hervor. "Es kann keine Kirche geben, die sich aus dem öffentlichen Raum heraushält und in die religiöse Innerlichkeit zurückzieht", so der bayerische Landesbischof. Dies ergebe sich schon aus dem Liebesgebot Jesu. Die religiöse Praxis sei untrennbar mit der Not des Nächsten und damit auch mit der Politik verbunden.
Das betreffe aber nicht Parteipolitik, sondern die ethischen Grundfragen, so Bedford-Strohm. Dabei erreichten sie auch das Herz und die Seele der Menschen. Die Kirchen hätten eine "aufklärerische Funktion", indem sie ethische Grundfragen erst einmal identifizierten, wie etwa das Verhältnis von Wohlstand und Armut. Sie gäben zugleich Orientierung, durch "starke Traditionen des Guten", die sie in die Diskussion einbrächten.
Auch ein übergreifender gesellschaftlicher Konsens brauche Institutionen, die die Grundwerte mit Leben erfüllten. Ferner ermöglichten die Kirchen auch Politik, da sie manchmal deutlicher als Politiker die Zukunftsfragen verdeutlichen oder "prophetisch-kritisch" auf Fehlentwicklungen hinweisen könnten.
Der wichtigste Beitrag der Kirche in der öffentlichen Debatte sei aber die Vermittlung von Hoffnung. Das Christentum sei die "größte Hoffnungsbotschaft, die die Welt je gesehen hat", so der Landesbischof.