Er studierte aber zunächst in Jerusalem die mosaischen und prophetischen Schriften sowie die rabbinische Überlieferung. Er war überzeugter Anhänger der gesetzeseifrigen jüdischen Gruppe der Pharisäer und damit ein Gegner der Jesusanhänger.
Dies blieb bis zum Damaskus-Erlebnis so, wenige Jahre nach dem Tod Jesu: Saulus hatte den Auftrag, in Damaskus Christen zu verfolgen. Eine Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor den Toren der Stadt veränderte sein Leben von Grund auf. Von der übermächtigen Erscheinung getroffen, fiel Saulus zu Boden und erblindete.
Von Christus geheilt und getauft
Den biblischen Berichten zufolge wurde er aber von einem Christen geheilt und getauft. Er begann als Apostel und Missionar zu wirken, predigte in der Synagoge von Damaskus und wurde bald selbst verfolgt. Im Jahr 58 wurde Paulus verhaftet und als römischer Bürger nach Rom geschickt, wo er nach weiterer Lehrtätigkeit wohl als Märtyrer starb.
Zwei Jahrzehnte nach dem Tod Jesu und noch vor der Niederschrift der Evangelien brachte er die Lehre des christlichen Glaubens in seinen Briefen auf die zentralen Begriffe. Von Religionswissenschaftlern wird er daher mitunter als der eigentliche Erfinder des Christentums bezeichnet.
Geistige Grenzen gesprengt
Vor allem sein Drängen brachte die junge Kirche dazu, die geistigen und räumlichen Grenzen zu sprengen, über Israel und das Judentum hinaus zu gehen und die Mission im gesamten Römischen Reich voranzutreiben.
Seine folgenreichsten Werke sind der Römerbrief und der Galaterbrief, in denen er die später von Martin Luther aufgegriffene Idee der Rechtfertigung durch den Glauben an Jesus Christus entwickelt.