So fordert ein Bündnis aus Wissenschaftlern, Kulturschaffenden, Architekten sowie politisch, kirchlich und zivilgesellschaftlich Engagierten in einem am Montag veröffentlichten offenen Brief an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und den Potsdamer Oberbürgermeister Mike Schubert (beide SPD) deutliche Veränderungen beim geplanten Wiederaufbau der Kirche. Eine andere Initiative dringt auf einen Förderstopp des Bauprojekts. Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam äußerte sich zurückhaltend zu dem Protest.
Unter dem Motto "Bruch statt Kontinuität" dringen die über 100 Erstunterzeichner in ihrem offenen Brief unter anderem auf den Abriss des bestehenden Glockenspiels, auf den Verzicht von Waffenschmuck sowie auf eine andere Trägerschaft. Notwendig sei "ein Lernort anstelle eines Identifikationsorts", heißt es in dem Schreiben.
Über Onlinepetition weitere Unterstützer gesucht
Zu den Erstunterzeichnern gehören den Angaben zufolge unter anderem der Publizist und Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik von der Goethe-Universität Frankfurt am Main, der frühere Direktor der Evangelischen Akademie Frankfurt, Hermann Düringer, der Wittenberger Pfarrer und frühere Studienleiter der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt, Friedrich Schorlemmer, die Vorsitzende der Amadeu Antonio Stiftung, Anetta Kahane, sowie der Ehrenpräsident der Akademie der Künste, Klaus Staeck. Über eine Onlinepetition werden weitere Unterstützer gesucht.
Die "Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche" fordert in einer weiteren am Montag veröffentlichten Online-Petition einen Förderstopp und ein Moratorium für das Bauprojekt Garnisonkirche. Die Petition richtet sich den Angaben zufolge vor allem an Kulturstaatsministerin Grütters und Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und wurde bis Montagnachmittag von über 130 Personen unterzeichnet.
Erklärung der Stiftung Garnisonkirche Potsdam
Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam erklärte am Montag, man habe zur Kenntnis genommen, "dass es im Zusammenhang mit dem Entwurf des Haushalts des Bundes für 2020 eine Petition auf openpetition.de über die Verwendung von Steuergeldern für den Wiederaufbau der Garnisonkirche Potsdam gibt". Aus Respekt vor dem parlamentarischen Verfahren wolle sich die Stiftung vor Ablauf des Haushaltsverfahrens nicht dazu äußern. "Stiftung, Fördergesellschaft, Gemeinde und alle beteiligten Planer sind sich bewusst, dass es eine breite Debatte um die Fragen der Rekonstruktion von Gebäuden gibt", erklärte die Stiftung weiter.
Gemäß ihrer Satzung strebe die Stiftung für die zukünftig im Turm stattfindende inhaltliche Arbeit eine Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern an. Dennoch werde durch die Kritiker "die Arbeit von Stiftung, Fördergesellschaft und Gemeinde auf inakzeptable Weise diffamiert", heißt es in der Erklärung.
Befürworter nennen Bedeutung für das Stadtbild - Kritiker verweisen auf die Geschichte der Garnisonkirche
Über den Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Die Befürworter des Wiederaufbaus begründen das Bauwerk unter anderem mit der Bedeutung für das Stadtbild und mit einer Wiedergutmachung für den Abriss des Gotteshauses in der DDR. Kritiker verweisen dagegen auf die Geschichte der Garnisonkirche als preußische Militärkirche und ihre Nutzung zur NS-Inszenierung der Reichstagseröffnung im März 1933.
Der Barockbau wurde im Zweiten Weltkrieg im April 1945 bei einem alliierten Luftangriff auf den Potsdamer Hauptbahnhof weitgehend zerstört und 1968 von der DDR abgerissen. Der Grundstein für den neuen Kirchturm wurde 2005 gelegt, die Bauarbeiten haben im Herbst 2017 begonnen.