Bei einem mutmaßlich rechtsradikalen und rassistischen Anschlag hat ein 43-jähriger Deutscher im hessischen Hanau zehn Menschen und sich selbst erschossen. Der Generalbundesanwalt zog den Fall noch in der Nacht zu Donnerstag an sich und ermittelt wegen Terrorverdachts.
Der mutmaßliche Todesschütze Tobias R. kommt Behördenangaben zufolge aus Hanau. Bei der Gewalttat am späten Mittwochabend an mindestens vier verschiedenen Tatorten in Hanau seien neun Menschen gestorben, sagte Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) am Donnerstag im Landtag in Wiesbaden. Der Sportschütze habe nach der Tat in der eigenen Wohnung erst seine Mutter und dann sich selbst erschossen. Außerdem wurde ein Mensch schwer verletzt, mehrere andere verletzt. Bei den Opfern soll es sich vor allem um Menschen mit ausländischen Wurzeln handeln.
Der Generalbundesanwalt stufe das Verbrechen als "Verdacht einer terroristischen Gewalttat ein", sagte Beuth. Der mutmaßliche Täter sei nach ersten Erkenntnissen Sportschütze gewesen, der die Waffen legal besessen habe.
Hessens Innenminister erläuterte, der Todesschütze habe am späten Mittwochabend in zwei Shisha-Bars und in einem Kiosk das Feuer eröffnet. Auch ein Auto sei beschossen worden. Beuth sagte, die Polizei werte derzeit die Homepage des 43-jährigen Hanauers aus. "Erste Auswerteergebnisse der Homepage des vermeintlichen Täters deuten auf ein fremdenfeindliches Motiv hin", sagte der Innenminister.
Bischof Gerber bestürzt über Amoklauf in Hanau
"Mit großer Bestürzung habe ich vom schrecklichen Amoklauf gestern Abend und heute Nacht in Hanau gehört", betont Bischof Dr. Michael Gerber in einer ersten Stellungnahme für das Bistum Fulda am Morgen des 20. Februar. "Was wir aktuell an Informationen bezüglich der Hintergründe dieser Tat erfahren, verstört uns zutiefst. Unsere Solidarität gilt den Verletzten und den Hinterbliebenen der Toten sowie allen Ersthelfern und Einsatzkräften, die an der Aufarbeitung und Aufklärung der Tat beteiligt sind. In den Gebeten in unseren Gemeinden haben sie einen festen Platz."
In einem Brief an den Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky hat der Fuldaer Oberhirte, zu dessen Diözese die Stadt Hanau gehört, seine Trauer und Verbundenheit zum Ausdruck gebracht. Für die Stadtgesellschaft Hanaus bedeute dieses Verbrechen eine tiefe Zensur. Alle Gemeinden im Bistum Fulda werden vom Bischof aufgefordert, in die Sonntagsgottesdienste ein Gebetsgedenken an die Opfer von Hanau einzubinden.
Anteilnahme auch vom Mainzer Bischof
Auf seinem Facebook-Account zeigt sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf betroffen von den Ereignissen. "Mit Trauer lese ich die Nachrichten aus Hanau. Den Menschen in dieser Stadt, besonders den Opfern und ihren Familien und Freunden bin ich im Gebet verbunden!", schreibt Kohlgraf.
Knobloch fordert entschiedene Reaktion
Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, hat nach dem Anschlag eine entschiedene Reaktion gefordert. "Sollten sich die Medienberichte bestätigen, wäre dies der dritte rechtsextreme Mordschlag in unserem Land innerhalb von weniger als einem Jahr", schrieb Knobloch am Donnerstag auf Facebook. "Dieser massiven Zunahme von Hass und Gewalt müssen Politik und Justiz jetzt energisch entgegentreten, bevor es zu spät ist." Die Zahl der Opfer, aber auch der Menschen, die in Angst und Unsicherheit leben müssten, sei bereits jetzt viel zu hoch.
Schweigemoment im Kölner Karneval
Auch das karnevalistische Geschehen wurde überschattet von der Gewalttat in Hanau. Der Kölner Karnevalspräsident Christoph sagte: "Im Leben und vor allen Dingen im Karneval sind die Momente der überschäumenden Freude und des Feierns und die der Trauer und die stillen Momente immer nah beieinander. Heute, in den Stunden, überwiegt bei uns allen, glaube ich, die Fassungslosigkeit." Bevor die Kölner Karnevalisten die tollen Tage offiziell eröffneten, gedachten sie der Opfer von Hanau mit einem Schweigemoment.
Die Düsseldorfer Karnevalisten planen kurzfristig einen Mottowagen zum Anschlag von Hanau für den Rosenmontagszug. "Wir sind bei den Opfern von Hanau", sagte der Präsident des Comitees Düsseldorfer Karneval, Michael Laumen, auf dem Rathausbalkon. "Unser Düsseldorfer Karneval ist multikulturell. Wir möchten einfach Karneval feiern. Wir werden das mit einem Mottowagen beantworten."
Kölner Stadtsuperintendent Seiger verurteilt rassistische Tat
"Mit großem Entsetzen und Fassungslosigkeit haben wir heute Morgen von den Schüssen in Hanau gehört, bei denen insgesamt bislang elf Menschen gestorben sind", sagte Pfarrer Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. "Wir verurteilen diese unfassbare Tat, die nach ersten Informationen einen rassistischen Hintergrund hat, und sprechen den Angehörigen der Opfer unser tiefes Beileid aus. Jede Art von Gewalt gegen unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in unserem Land dürfen wir nicht tolerieren. Wir rufen zu einem Verständnis füreinander und zu einem Miteinander in unserer Gesellschaft auf. Rassistischer Terror hat auch bei uns in Köln keinen Platz!"
Weiter sagte Stadtsuperintendent Bernhard Seiger: "Heute freuen sich viele Menschen in unserer Stadt auf den Start des Straßenkarnevals. Dieses Attentat überschattet unser Fest der Freude und der Gemeinschaft aller Menschen. Das Motto in diesem Jahr, "Et Hätz schleiht em Veedel", bedeutet auch, dass wir hier in Köln in unseren Stadtteilen in Vielfalt zusammen leben. Lassen Sie uns in diesen Karnevalstagen trotz des bunten Treibens in Köln einen Moment der Stille haben und an die Opfer von Hanau denken und, wenn Sie mögen, für die Verletzten und die Angehörigen der Getöteten ein Gebet sprechen."
Vergangenheit zeigt Nachahmertaten
Nach einer Telefonschalte der Innenminister von Bund und Ländern sagte der bayerische Ressortchef Joachim Herrmann: "Aktueller Ermittlungsstand ist, dass es sich um einen 43-jährigen Deutschen handelt, der gestern Abend eine Reihe überwiegend aus dem Ausland stammender Menschen erschossen hat. Insofern müssen wir auch aufgrund aufgefundener Materialien davon ausgehen, dass es sich um einen rechtsradikalen, ausländerfeindlichen Hintergrund handelt."
Es soll nun geprüft werden, ob die anstehenden Faschingsumzüge in Deutschland und Treffpunkte von Migranten verstärkt geschützt werden sollen, sagte Herrmann. Da seien sich die Innenminister von Bund und Ländern einig gewesen. "Denn wir wissen aus der Vergangenheit, dass grundsätzlich solche Taten auch Nachahmertaten haben können." Herrmann berichtete zudem, zeitweilig habe der 43-Jährige seinen Wohnsitz wohl auch in Bayern gehabt.
Hessens Innenminister Beuth sagte, der Mann habe wohl allein gehandelt. "Bislang liegen keine Hinweise auf weitere Täter vor." Beuth verurteilte die Tat: "Es ist ein Anschlag auf unsere freie und friedliche Gesellschaft." Der mutmaßliche Täter sei zuvor nicht im Visier der Ermittler gewesen. Er sei weder als "fremdenfeindlich" bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten.
Täter hat sich selbst und seine Mutter erschossen
Nach der Tat sei der mutmaßliche Täter tot zuhause aufgefunden worden. Die Ermittler gehen demnach davon aus, dass der Mann seine 72-jährige Mutter und sich selbst erschossen hat. "Beide wiesen Schussverletzungen auf, die Tatwaffe wurde bei dem mutmaßlichen Täter gefunden", sagte Beuth.
Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) sagte, die Tat schockiere, mache sprachlos und "unendlich traurig". Er fügte hinzu: "Wir sind jetzt in einer Situation, in der wir Einiges wissen, vieles noch nicht", erklärte Bouffier. Er rief die Bürger auf, sich nicht an diesen Spekulationen zu beteiligen. Es sei noch zu früh für eine Beurteilung der Lage.
Er habe am Morgen bereits mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) telefoniert, um sie über die vorliegenden Erkenntnisse zu informieren, sagte Bouffier. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU), Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) und er selbst werden im Laufe des Tages nach Hanau fahren.
Videobotschaft aus Privatwohnung
Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der mutmaßliche Täter nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fließendem Englisch von einer "persönlichen Botschaft an alle Amerikaner". Der Clip, der am Donnerstagmorgen weiter im Internet zu sehen war, wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen.
Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände "jetzt kämpfen". Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten. Er behauptet auch, Deutschland werde von einem Geheimdienst gesteuert. Außerdem äußert er sich negativ über Migranten aus arabischen Ländern und der Türkei.
Die ersten Schüsse fielen den Ermittlern zufolge am Mittwochabend gegen 22.00 Uhr. Am Heumarkt in der Hanauer Innenstadt blicken Passanten später in der Nacht immer wieder fassungslos auf die Szenerie am abgesperrten Tatort. Nicht weit entfernt in einer Seitenstraße liegen Patronenhülsen auf dem Fußweg. Nur rund zwei Kilometer davon entfernt im Stadtteil Kesselstadt befindet sich ein weiterer Tatort. Dort wurden ebenfalls Schüsse abgefeuert.
Bundeskanzlerin sagte Besuch in Sachsen-Anhalt ab
Einer der Tatorte ist eine Shisha-Bar am Heumarkt, einer Straße, die etwas am Rande der Innenstadt von Hanau mit seinen rund 100 000 Einwohnern liegt. Es ist eine Gegend mit Spielhallen, Wettlokalen und Döner-Imbissbuden. Ein anderer Tatort ist fast in Laufnähe, mit dem Auto sind es bis dahin nur etwa fünf Minuten. Der Kurt-Schumacher-Platz liegt in einem Wohnviertel. Dort befindet sich im Erdgeschoss eines Wohnblocks eine Art Kiosk, mit der Aufschrift "24/7 Kiosk" auf der großen Glasscheibe, auf einem Reklame-Leuchtschild steht "Arena Bar & Café". Der Blick ins Innere ist versperrt, die Scheiben sind teils halbhoch mit orangefarbener Folie beklebt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte wegen des Gewaltverbrechens einen geplanten Besuch in Sachsen-Anhalt ab. Sie werde an diesem Donnerstag nicht wie geplant zum Amtswechsel an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina nach Halle fahren, teilte Regierungssprecher Steffen Seibert im Kurznachrichtendienst Twitter mit. "Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten."
Zuvor hatte er getwittert: "Die Gedanken sind heute Morgen bei den Menschen in Hanau, in deren Mitte ein entsetzliches Verbrechen begangen wurde." Er fügte hinzu: "Tiefe Anteilnahme gilt den betroffenen Familien, die um ihre Toten trauern." Seibert äußerte die Hoffnung, dass die Verletzten bald wieder gesund werden.
Kanzlerin und Bundespräsident verurteilen Bluttat von Hanau
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bestürzt über die Gewalttat von Hanau geäußert. Für eine abschließende Bewertung sei es noch zu früh, sagte Merkel am Donnerstag in Berlin. Vieles weise darauf hin, dass der Täter aus rechtsextremistischen und rassistischen Motiven gehandelt habe - aus "Hass gegen Menschen anderer Herkunft, anderem Glauben oder anderem Aussehen".
Weiter erklärte die Bundeskanzlerin, "Rassismus ist ein Gift, der Hass ist ein Gift". Dieses Gift sei schuld "an schon viel zu vielen Verbrechen". Die Bundesregierung und alle staatlichen Institutionen stünden "für die Rechte und Würde jedes Menschen in unserem Land, wir unterscheiden Bürger nicht nach Herkunft und Religion". Die Bundesregierung stelle sich denen, die versuchten, Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte, er stehe an der Seite aller Menschen, "die durch rassistischen Hass bedroht werden". Er sei überzeugt davon, dass die große Mehrheit der Deutschen die Tat verurteile. "Wir werden nicht nachlassen, für das friedliche Miteinander in unserem Land einzustehen." Steinmeier will am Abend nach Hanau reisen und dort bei der Mahnwache der Stadt auf dem Marktplatz Gedenkworte sprechen. Teilnehmen wollen auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster.
Bundesinnenminister Seehofer besuchte Tatort
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) besuchte am Nachmittag die Tatorte in Hanau. Dabei erklärte der CSU-Politiker, der Gesetzgeber müsse über Konsequenzen nachdenken, etwa über einen besseren Schutz von Großveranstaltungen und sensiblen Gebäuden. Es sei wichtig, "mit aller Entschiedenheit den Gegnern der freiheitlichen und demokratischen Rechtsordnung die Stirn zu bieten".
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz (CDU), erklärte, die "niederträchtigen Morde von Hanau treffen uns ins Mark". Nach allem, was bekannt sei, habe "der rechtsextreme Terror erneut seine widerlichste Fratze gezeigt: Mord aus purem Hass - Mord aus rassistischen Motiven". Sie hob hervor, niemand dürfe wegen seiner Religion oder seiner Herkunft bedroht werden und sein Leben verlieren. "In keiner Shisha-Bar, in keinem Döner-Imbiss, in keiner Synagoge oder Moschee darf es noch einmal zu so einer schrecklichen Tat kommen", so Widmann-Mauz.
Wagen zur Gewalttat von Hanau soll im Düsseldorfer Zug mitfahren
Ein Wagen mit Motiv-Bezug auf die Gewalttat von Hanau soll im Düsseldorfer Rosenmontagszug mitfahren. Der Künstler und Wagenbauer Jacques Tilly sei schon mit der Planung beschäftigt, sagte der Geschäftsführer des Comitees Düsseldorfer Carneval, Hans-Jürgen Tüllmann, beim traditionellen Sturm des Düsseldorfer Rathauses am Donnerstag dem WDR. Einen Entwurf gebe es zwar noch nicht, aber der Wagen "wird sich auch gewaschen haben, definitiv", so Tüllmann.
Der Bildhauer Tilly ist bekannt für seine provokanten Karnevalswagen, die seit 36 Jahren auf dem Rosenmontagszug in Düsseldorf zu sehen sind. Immer wieder nimmt er Politik, Gesellschaft und Kirche aufs Korn. Im Nachgang auf die Anschläge auf die Pariser Redaktion des Satiremagazins "Charlie Hebdo" 2015 hatte er gleich vier Motivwagen für den Zug gebaut. Seit 2000 hält der Künstler seine Entwürfe geheim.
Sinti-und-Roma-Zentralrat erschüttert über Hanauer Bluttat
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat sich entsetzt über die Hanauer Gewalttat gezeigt. Unter den Getöteten sei eine junge Romni und möglicherweise ein junger Sinto, erklärte der Zentralratsvorsitzende Romani Rose am Donnerstag in Heidelberg.
"Alle Sinti und Roma in Deutschland trauern mit den Angehörigen um die ermordete junge Frau, die Mutter von zwei Kindern. Wir trauern um sie und um alle Opfer dieses rechtsterroristischen Anschlags." Möglicherweise gebe es unter den Opfern und Verletzten weitere Mitglieder der Minderheit. Rose erinnerte daran, dass auch bei dem Anschlag auf das Münchner Olympia-Einkaufszentrum 2016 Sinti und Roma zu den Opfern gehörten.
Rose forderte, auf allen Ebenen "endlich konsequent gegen Rechtsextremismus" vorzugehen. Der "mörderische Anschlag" zeige, wie weit die Hemmschwelle unter Rechtsradikalen und Rassisten gesunken sei, "auch dadurch, dass demokratische Parteien der AfD immer mehr Raum geben und damit die Abgrenzung zu den Extremisten auch innerhalb der AfD unterlaufen wird", so der Zentralrat. Der rechtsradikale Terror ziele auf die Sicherheit und das Zusammenleben in Deutschland und wolle damit Rechtsstaat und Demokratie zerstören.
NRW-Bistümer äußern Bestürzung
Katholische Kirchenvertreter in Nordrhein-Westfalen äußern in den Sozialen Netzwerken Bestürzung über die Gewalttat von Hanau und rufen zum Gebet auf. "Lasst uns gemeinsam an diesem Morgen für die Opfer und alle Beteiligten beten", schrieb das Bistum Essen am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite.
Kardinal Woelki ruft zum Gebet für die Opfer und Angehörigen auf
Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki äußerte seine Fassungslosigkeit auf Twitter. "Beten wir für die Opfer und ihre Angehörigen, beten wir für ein Ende des Hasses in unserer Gesellschaft!", so der Erzbischof weiter.
Die Diözese Münster schrieb auf Facebook: "Wir beten für die Opfer von Hanau und trauern". Dazu wurde ein Bild mit einem Zitat des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola, hochgeladen: "Schaut auch Eure nächsten an als ein Abbild der Heiligsten Dreifaltigkeit, das ihrer Herrlichkeit fähig ist." Später kam ein neuer Post hinzu mit einem Zitat der Bundeskanzlerin Angela Merkel: "Rassismus ist ein Gift, Hass ist ein Gift." Dieser Aussage habe das Bistum "nichts hinzuzufügen".
Kardinal Marx "fassungslos" über hasserfüllten Rassismus
Nach der Gewalttat von Hanau bekunden die katholischen Bischöfe ihre Trauer und Solidarität mit Opfern und Angehörigen. Die Tat mache ihn "fassungslos", erklärte der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx. Zugleich kritisierte er "eine Tendenz zu einem ausgrenzenden und aggressiven Nationalismus und Rassismus", der aus christlicher Perspektive durch nichts zu rechtfertigen sei.
"Meine Gedanken und Gebete sind bei den Opfern und ihren Angehörigen", so Marx weiter: "Wir hoffen, dass die Verletzten bald genesen. In dieser Situation denken wir auch an die Menschen, die mit dieser schrecklichen Tat in ihrer Nachbarschaft klar kommen müssen."
Immer wieder gebe es "hasserfüllte und menschenverachtende Taten, bei denen sich ein rechtsextremistischer Hintergrund herausstellt", betonte der Münchner Erzbischof. Dabei erklärten sich "Menschen, die zu Tätern werden, selbst zu vermeintlichen Verteidigern unserer Gesellschaft und unseres Landes". Nicht selten seien sie "angestachelt von bösartigen Parolen in sozialen Medien oder am Stammtisch."
Gegen diese "Tendenz zu einem ausgrenzenden und aggressiven Nationalismus und Rassismus" setze die Mehrheit im Land "weiterhin und unermüdlich Zeichen der Hoffnung, des Friedens und des Zusammenhalts"! Wörtlich ergänzte Marx: "Als Christen glauben wir, dass alle Menschen - gleich welcher Religion, Nation, Kultur oder Sprache - Kinder Gottes sind. Deshalb stehen wir mit allen Menschen gemeinsam ein gegen Gewalt und Terror."
Das fange bereits im Kleinen an, etwa "im Widerspruch gegen rechtspopulistische und gewalttätige Äußerungen im Netz und auch im direkten Gegenüber mit Menschen, die christliche Werte von Nächstenliebe und Solidarität für ihre Zwecke missbrauchen."