Straßburger Erzbischof Ravel tritt zurück

Nach langen Querelen

Der Straßburg Erzbischof Luc Ravel ist von seinem Amt zurückgetreten. Das berichtet die katholische Tageszeitung "La Croix" unter Berufung auf eine persönliche Erklärung des Erzbischofs. Vorausgegangen waren viele Querelen.

Erzbischof Luc Ravel / © Guillaume Poli (KNA)
Erzbischof Luc Ravel / © Guillaume Poli ( KNA )

Demnach stelle der 65-jährige "den Frieden als höchstes Gut" vor alle anderen Erwägungen.

Bischof zog sich trotz Anordnung nicht zurück

Vorausgegangen waren monatelange Auseinandersetzungen um Ravels Amtsführung sowie eine vatikanische Überprüfung (Visitation) im Juni 2022.

In dessen Folge hatte Papst Franziskus Ravel laut Medienberichten zum Rückzug aufgefordert; dem leistete der Ordensmann jedoch längere Zeit nicht Folge. Anfang April demonstrierten auf dem Vorplatz des Straßbürger Münsters Katholiken für seine Abberufung.

Bischof von Straßburg seit 2017

Ravel leitete das wohlhabende elsässische Bistum seit Anfang 2017; zuvor war er Frankreichs Militärbischof. Zudem gibt es zwei Weihbischöfe, Christian Kratz (70; seit 2000) und Gilles Reithinger (50; seit Juni 2021). Ravel hatte Kratz kürzlich überraschend weitgehend entmachtet.

Französische Medien berichteten, der Vatikan habe den Weihbischof als sogenannten Apostolischen Administrator (Interimsverwalter) ausersehen, um Ravel die Leitungsgewalt der Erzdiözese zu entziehen. Kritiker beschrieben Ravel, Mitglied des Kanonikerordens der Augustiner-Chorherren, als aufbrausend und menschenfern, zuweilen schneidend und autoritär. Seine Anhänger wiesen dies zurück.

Sonderbedingungen für das Elsass

Das Erzbistum Straßburg ist deutlich vermögender als die meisten anderen Diözesen in Frankreich. Das liegt an einer staatskirchenrechtlichen Besonderheit im Elsass und in Lothringen: Die laizistische Dritte Republik hat 1905 das französische Konkordat von 1801 aufgekündigt und für Frankreich eine strikte Trennung von Staat und Kirche vollzogen.

Allerdings gehörten Elsass und Lothringen zwischen den Kriegen von 1870/71 und 1914/18 zu Deutschland, sodass das Konkordat dort bis heute in Kraft ist. Das bedeutet auch, dass der französische Staat die Gehälter der Geistlichen sowie Bauzuschüsse zahlt.

Kluft zwischen Bischof und Mitarbeitern

Das, so zitierte "La Croix" im vergangenen Jahr einen Insider der Diözese, vermittele manchen Priestern auch "ein gewisses Gefühl der Unabhängigkeit gegenüber dem Bischof". Einige achteten gut auf ihre Vorteile aus einer wirtschaftlich komfortablen Position. Unmut, schrieb die Zeitung, habe es schon wenige Wochen nach Ravels Ankunft gegeben, als der Bischof christliche Sattheit kritisierte und erklärte, niemand könne ein guter Pfarrer sein ohne leidenschaftliche Liebe zu Christus. Zu Beginn gleich abgekanzelt zu werden, habe viele empört.

Ravels Personalentscheidungen und Versetzungen wurden als autoritär empfunden. Seelsorger sprachen über "Einsamkeit und eine Kluft zwischen Bischof und Mitarbeitern, die sich immer weiter vertieft". Im Juni 2022 wurde der Finanzchef der Diözese, Jacques Bourrier, fristlos und ohne Begründung entlassen. Der frühere Marineoffizier kündigte Rechtsmittel an.

Das Bistum Straßburg in der Geschichte

Das katholische Bistum Straßburg, seit 343 erwähnt, gehörte seit der Karolingerzeit bis 1801 zur Kirchenprovinz Mainz. Mit 142 Metern ist die Bischofskirche, das Straßburger Münster, das höchste im Mittelalter vollendete Bauwerk und war seinerzeit eine Art Weltwunder.

Kathedrale Notre-Dame in Straßburg / © Valou_c (shutterstock)
Kathedrale Notre-Dame in Straßburg / © Valou_c ( shutterstock )
Quelle:
KNA