Das berichtet die Tageszeitung "La Croix" (Freitag). Hintergrund ist das sogenannte "donativo“, eine mittelalterliche Pilgertradition. Sie sieht vor, Pilgern aus christlicher Nächstenliebe kostenlos Obdach zu geben. Der Brauch ist angelehnt an das "donativum", ein Geldgeschenk aus der römischen Kaiserzeit, das der Kaiser bei besonderen Anlässen an seine Soldaten verteilte.
Die rund 20 "Donativo"-Herbergen südlich von Le Puy, einem traditionellen Startpunkt, machen nach Angaben der Zeitung etwa drei Prozent der Übernachtungen auf dem französischen Jakobsweg aus.
"La Croix" berichtet über ein kostenfreies Gasthaus, das nach einer Klage wegen kaschiertem Gewerbe schließen musste. Die Herbergseltern hatten sich demnach selbst auf dem Jakobsweg kennengelernt und über zehn Jahre Pilger unentgeltlich aufgenommen. Während des Rechtsstreits habe das Ehepaar rund 1.500 Solidaritätsschreiben erhalten. Ein anderer "Donativo"-Herbergsvater wird mit den Worten zitiert: "Mein Nachbar will meinen Skalp."
Der Bischof von Le Puy, Luc Crepy, mahnte, den Jakobsweg nicht nur unter kommerziellen Gesichtspunkten zu bewerten. Die Kirche richte sich nach staatlichen Gesetzen; aber das "donativo" gehöre zur spirituellen Dimension des Jakobspilgerns. Ein Gericht in Rodez gab 2009 dieser Auffassung Recht. Es müsse "unbedingt Räume in unserer Gesellschaft für Unentgeltlichkeit und Gemeinnützigkeit geben". Dies trage entscheidend zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei.