Studie bescheinigt viel Interesse an der Bibel

Doch wenige lesen sie

Das grundsätzliche Interesse an der Bibel und ihre tatsächliche Lektüre klaffen laut einer Studie der Universität Leipzig weit auseinander. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass letztlich wenige das Buch der Bücher aufschlagen.

Eine Frau liest in der Bibel / © Julia Steinbrecht (KNA)
Eine Frau liest in der Bibel / © Julia Steinbrecht ( KNA )

So finden selbst 40 Prozent der Menschen ohne Konfessionszugehörigkeit biblische Inhalte interessant, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Untersuchung.

Dagegen lesen nur 1,6 Prozent der Deutschen täglich und 3,2 Prozent wöchentlich in der christlichen Offenbarungsschrift, obwohl mehr als jeder Zweite ein Druckexemplar besitzt. 30 Prozent nutzen die Bibel zumindest einmal jährlich.

Studie ist Teil eines Forschungsprojekts

Alexander Deeg / © Norbert Neetz (epd)
Alexander Deeg / © Norbert Neetz ( epd )

Die repräsentative Studie unter Leitung des Religionssoziologen Gert Pickel und des Theologen Alexander Deeg entstand im Rahmen eines Forschungsprojekts über "Multiple Bibelverwendung in der spätmodernen Gesellschaft". Dazu befragten die Leipziger Theologinnen und Theologen 1.209 Menschen mit und ohne kirchliche Bindung. Nach Angaben der Universität ist es die erste repräsentative gesamtdeutsche Studie zu diesem Thema.

Pickel wertete die Ergebnisse als Beleg dafür, dass die Bibel trotz der geringen Zahl ihrer Leserinnen und Leser "als kulturelles Erbe für die Gesellschaft wichtig" sei. So seien 90 Prozent der Bibellesenden und 63 Prozent derjenigen, die nicht in ihr lesen, der Ansicht, dass die Bibel zentrale Normen und Werte für die Gesellschaft überliefert. 46 Prozent der Bibellesenden verträten überdies die Meinung, dass Politik auf Grundlage der Bibel betrieben werden sollte.

Digitale Angebote zur Bibel ausbauen

Smartphone in der Hand / © lzf (shutterstock)

Deeg hob die Chance hervor, mit neuen und kreativen Angeboten das allgemeine Interesse an der Bibel zu steigern. Als Beispiel nannte er das Projekt "929" in Israel, bei dem die Teilnehmenden jeden Tag eines der 929 Kapitel der Bibel allein lesen und sich dann über eine App dazu austauschen.

Pickel regte zudem an, die meist von jüngeren Menschen genutzten digitalen Angebote zur Bibel auszubauen. Laut der Studie haben rund 11 Prozent der Bibellesenden die Schrift als E-Book, als App oder lesen sie auf Webseiten im Internet. Die Hörbibel wird vor allem von älteren Befragten häufig genutzt (9 Prozent). Digitale Formate könnten die gedruckte Bibel jedoch nicht ersetzen, betonte der Religionssoziologe.

Beziehung zur Bibel beginnt mit vier Jahren

Pickel erklärte weiter, eine Verbindung zur Bibel entwickle sich zumeist im Alter von 4 bis 14 Jahren. Es erfolge vor allem im Religionsunterricht, dem Gottesdienst und der Vorbereitung auf Konfirmation und Firmung, gefolgt vom Einfluss der Eltern und Großeltern.

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA