Studie: Deutsche fürchten Terror und benoten Politiker schlecht

Deutsche immer ängstlicher

Alarmierende Nachrichten über Terroranschläge, gewaltbereite Extremisten und harte Auseinandersetzungen über die Flüchtlingskrise haben bei den Deutschen offenbar Ängste geschürt.

Deutsche immer ängstlicher / © Julian Stratenschulte (dpa)
Deutsche immer ängstlicher / © Julian Stratenschulte ( dpa )

Laut einer am Dienstag in Berlin veröffentlichten repräsentativen Studie haben die Ängste innerhalb eines Jahres drastisch zugenommen. Am meisten fürchten sich die Deutschen danach vor terroristischen Anschlägen. Dieser Wert nahm im Vergleich zur Studie vom Vorjahr um 21 Prozentpunkte zu und erreicht einen Spitzenwert von 73 Prozent.

Extremer Anstieg der Ängste

Seit 1992 befragt die Initiative der R+V Versicherung jährlich rund 2.400 Deutsche ab 14 Jahren zu 16 Ängsten. Zusätzlich werden in jedem Jahr Sonderfragen gestellt, in diesem Jahr unter anderem zur Flüchtlingslage. – Laut der Leiterin des Infocenters der Versicherung sind die Ängste nie zuvor im Laufe eines Jahres so sehr in die Höhe geschnellt wie in diesem Jahr. Extrem angewachsen seien auch die Ängste vor politischem Extremismus und vor Spannungen durch weiteren Zuzug von Ausländern.

Die überwiegende Mehrheit der Deutschen befürchtet zudem, dass die Politiker von ihren Aufgaben überfordert und die Behörden bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise überlastet seien.

Noten 5 oder 6 für Politiker

Auch die persönlichen Sorgen nahmen zu: Rund 57 Prozent der Befragten haben danach Angst davor, im Alter ein Pflegefall zu werden. Dies seien rund 8 Prozent mehr als im Vorjahr. 55 Prozent - ebenfalls 8 Prozent mehr als 2015 - fürchten sich danach vor schweren Erkrankungen. Steigende Lebenshaltungskosten und die Vorstellung von einem Krieg mit deutscher Beteiligung versetzten 54 Prozent der Befragten in Unruhe. Angst vor Naturkatastrophen und einer schlechteren Wirtschaftslage hätten 52 Prozent.

Den Politikern geben die Deutschen laut der Umfrage schlechte Noten: 44 Prozent erteilen ihnen die Note 5 oder 6, lediglich 6 Prozent benoten sie mit 1 oder 2.

Ängste haben sich gewandelt

Laut einer Analyse der Ängste von 2012 bis 2016 ist die Angst in den drei ostdeutschen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt am größten. Am entspanntesten leben die Menschen danach in Berlin, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Frauen sind nach der Studie durchschnittlich etwas ängstlicher als Männer.

Im Verlauf der vergangenen 25 Jahren haben sich die Ängste der Deutschen sehr gewandelt: Während die Deutschen Anfang der 1990er Jahre laut Studie die Folgen der Renten- und Gesundheitsreform als Bedrohung empfanden, wären es ab Mitte der 90er Jahre die Folgen vor einer Rezession (Mitte der 90er Jahre), das Platzen der Dotcom-Blase (ab 2000) oder die Finanz- und Wirtschaftskrise (ab 2007), vor denen sich die Deutschen fürchteten. Mit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York kam danach ab 2001 die Furcht vor Terror dazu. Die Ängste der Ost- und Westdeutschen haben sich laut der Umfrage in den vergangenen Jahren immer mehr angenähert.


Quelle:
KNA