Studie: Deutsche Paare mit Kindern steigen auf - Migranten und Alleinerziehende sind Verlierer

Von Gewinnern und Verlierern

Einwandererfamilien mit Kindern und Alleinerziehende sind die klaren Verlierer der zunehmend ungleichen Einkommensverteilung in Deutschland. Deutsche Paare mit Kindern und Rentner steigen hingegen auf. Das belegt eine neue Studie des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn (IWG). Der Vorwurf an die Politik: Noch sind keine Mittel gefunden, um diese Entwicklung zu stoppen.

 (DR)

Die wachsende Armut und das schnelle Schrumpfen der Mittelschicht seien unbestritten, so das Fazit der Studie. Sie seien aber fast ausschließlich eine Folge der demografischen Entwicklung in Deutschland, auf die die Politik «keine Antworten hat», sagte der Institusleiter Meinhard Miegel am Donnerstag in Berlin. Es helfe nicht, nach mehr Sozialleistungen und Mindestlöhnen zu rufen.

Die Armutsentwicklung sei im Wesentlichen die Folge des wachsenden Anteils von Menschen mit Migrationshintergrund, während die deutschstämmige Bevölkerung «zügig schrumpft», so Miegel. Die Einkommensverteilung sei nur durch Integrationspolitik zu steuern, nicht durch mehr Sozialleistungen. Die Einkommenskluft zwischen Zugewanderten und Einheimischen spiegele das Versagen in der Zuwanderungspolitik.

Anhand von Daten, die auch in den 3. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung eingegangen sind, hat das IWG ausgerechnet, welche Bevölkerungsgruppen auf- und abgestiegen sind. Während die Veränderungen bei Singles und Paarhaushalten ohne Kinder gering sind, nehmen die Einkommensverlierer unter Migrantenfamilien mit Kindern und deutschen Alleinerziehenden sprunghaft zu.

Zwischen 1996 und 2006 stieg die Zahl der Menschen mit niedrigen Einkommen um knapp 4,1 Millionen. Die Mittelschicht schrumpfte um 5,5 Millionen Menschen. Der IWG-Studie zufolge nahm die einheimische Bevölkerung im selben Zeitraum um 2,8 Millionen Personen ab, während 3,5 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund hinzukamen. Berücksichtige man diese Verschiebung, zeige sich etwa bei Paaren mit Kindern, dass es den Deutschen trotz insgesamt schrumpfender Mittelschicht besser gehe, während unter den Migranten ein dramatischer Abstieg in Gang sei.

1996 gehörten 69 Prozent der deutschen Paare mit Kindern zur Mittelschicht und rund 16 Prozent zur Oberschicht. 2006 schrumpfte zwar die Mittelschicht auf 63 Prozent, gleichzeitig wuchs der Anteil der Oberschicht-Familien aber auf 23 Prozent: Insgesamt nahm der Wohlstand unter intakten deutschen Familien also zu. Demgegenüber schrumpfte die Mittelschicht unter Migranten von 55,5 Prozent auf 44,7 Prozent, weil der Anteil der Niedrigeinkommen drastisch zunahm. Er stieg von rund 36 auf über 47 Prozent.

Ähnlich dramatische Entwicklungen gibt es bei den Alleinerziehenden. Ihre Zahl stieg von 1996 bis 2006 um 900.000, 800.000 zählten 2006 zu den Einkommensschwachen. Damit lastet fast ein Viertel des gesamten Armutszuwachses in den vergangenen zehn Jahren auf ihnen, obwohl sie nur einen Bruchteil der Bevölkerung ausmachen.