Wer eine dunkle Hautfarbe hat, ein Kopftuch trägt, als nichtdeutsch geltende Gesichtszüge hat oder mit deutlichem Akzept spricht, erlebt in Deutschland häufiger Diskriminierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine am Dienstag in Berlin veröffentlichte Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Bei der Untersuchung mit dem Titel "Wo kommen Sie eigentlich ursprünglich her? Diskriminierungserfahrungen und phänotypische Differenz in Deutschland" handelt es sich den Angaben zufolge bundesweit um die erste Studie dieser Art.
Untersucht wurde demnach die von Zugewanderten und Menschen mit Migrationshintergrund wahrgenommene Benachteiligung. Als Datengrundlage diente das SVR-Integrationsbarometer 2016, für das insgesamt 5.396 Personen zu verschiedenen integrationsrelevanten Themen befragt wurden. Für die neue Studie wurden die Antworten der Teilnehmer mit Migrationshintergrund ausgewertet.
Eine Sache der Wahrnehmung
Die Studienautoren verwiesen darauf, dass die Betroffenenperspektive zwar nur eingeschränkt als Indikator für das allgemeine Diskriminierungsniveau innerhalb einer Gesellschaft geeignet sei. Dennoch könnten Umfang und Verbreitung von subjektiver Diskriminierung gesellschaftliche Konfliktlinien offenlegen.
Laut SVR fühlen sich rund 17 Prozent der Zugewanderten, die nach eigenen Angaben "typisch deutsch" aussehen, benachteiligt. Dagegen hätten Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund zu rund 48 Prozent von Diskriminierung berichtetet. Dieser Wert sei sogar auf 59 Prozent bei jenen gestiegen, die zusätzlich mit Akzent sprechen.
Menschen mit türkischen Wurzeln Benachteiligung am stärksten wahrgenommen
Mit Abstand am häufigsten würden Menschen mit türkischen Wurzeln Benachteiligung wahrnehmen, hieß es weiter. Von den Befragten, die entweder selbst oder deren Eltern aus der Türkei nach Deutschland eingewandert sind, hätten rund 54 Prozent von Benachteiligungserfahrungen berichtet. Weiter fühlten sich 8 Prozent sogar sehr stark und rund 15 Prozent stark benachteiligt.
In den übrigen Herkunftsgruppen sei der Anteil derer, die von erlebter Diskriminierung berichten, deutlich niedriger: Rund 40 Prozent seien nach eigener Wahrnehmung in den vorangegangenen Jahren aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert worden.
Effekte bei Religionszugehörigkeit
Einen großen Effekt habe auch die Religionszugehörigkeit von Menschen mit Migrationshintergrund gehabt, betonten die Studienautoren weiter. So fühlten sich Zugewanderte muslimischen Glaubens deutlich häufiger diskriminiert (55 Prozent) als Zugewanderte mit christlicher (29 Prozent) oder ohne Glaubenszugehörigkeit (32 Prozent).
Wenn Menschen, die äußerlich von der Mehrheitsgesellschaft abweichen, stets mit einer Migrationserfahrung assoziiert würden, werde damit auch ihre Zugehörigkeit in Deutschland infrage gestellt, heißt es in der Studie weiter. Das könne die Identifikation mit der Gesellschaft behindern. Die Studienautoren betonten, dass der Abbau dieser Mechanismen eine entscheidende Herausforderung für die Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts sei.