Zu diesen Ergebnissen kommt der am Dienstag in Essen veröffentlichte "Pflegeheim Rating Report 2015" des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), der Institute for Health Care Business GmbH (hcb) und der Philips GmbH. In den kommenden Jahren müssten bis zu 80 Milliarden Euro in den Ausbau der stationären Pflege gesteckt werden, um ausreichend Heimplätze zu schaffen.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) erklärte dazu, der Gesetzgeber habe bereits reagiert. "Wir machen den Pflegeberuf attraktiver, haben die Hilfe für die Pflege zu Hause spürbar verbessert und stärken die Unterstützung von Pflegebedürftigen im Pflegeheim." Die Studie zeige aber auch, dass die Bundesländer ihrer Pflicht zur Finanzierung notwendiger Investitionen zum Teil unzureichend nachkämen.
Pflege in den eigenen vier Wänden
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) mahnte, der Ruf nach immer mehr vollstationärer Unterbringung könne nicht die Lösung sein. Pflegebedürftige Menschen brauchten bessere Strukturen, um möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben zu können. Notwendig seien regionale Netzwerke, gezielte Anreize für Rehabilitation vor Pflege, Entlastung pflegender Angehöriger, Einbindung nützlicher Technik sowie ein attraktiver Pflegeberuf.
Laut Studie befanden sich 2013 lediglich 7 Prozent der stationären Einrichtungen im "roten Bereich" erhöhter Insolvenzgefahr, während 72 Prozent im "grünen Bereich" mit geringer Insolvenzgefahr lagen. Damit standen Pflegeheime besser da als Krankenhäuser und Rehakliniken.
Insgesamt bezeichnet die Studie den deutschen Pflegemarkt als einen Wachstumsmarkt. Zwischen 1997 und 2013 habe sich sein Anteil am gesamten Gesundheitsmarkt von 8,6 auf 12,7 Prozent erhöht. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird laut Prognose von 2,6 Millionen 2013 auf
3,5 Millionen 2030 ansteigen. Damit verbunden ist ein zusätzlicher Bedarf von voraussichtlich zwischen 131.000 und 321.000 stationären Pflegeplätzen. Die dafür erforderlichen Neu- und Re-Investitionen beliefen sich auf 58 bis 80 Milliarden Euro, hieß es.
Darüber hinaus ist laut Studie auch mehr Personal erforderlich. Bis 2030 ist mit insgesamt 128.000 bis 245.000 zusätzlichen Stellen (Vollkräfte) in der stationären und mit 63.000 bis 124.000 in der ambulanten Pflege zu rechnen.
Auch beim Pflegepersonal gibt es nach Einschätzung der Autoren Handlungsbedarf. 2013 waren in der ambulanten und stationären Pflege 1,005 Millionen Personen beschäftigt. Zwischen 1999 und 2013 wurden fast 239.000 Arbeitsplätze geschaffen. Gleichzeitig nimmt der Mangel an Pflegefachkräften zu: Im März 2015 lag die Zahl der gemeldeten offenen Stellen bei Heimen mehr als dreimal so hoch wie im März 2007.