Doch zwei am Dienstag veröffentlichte Studien zeigen, dass es Hindernisse und Probleme gibt. Die Rede ist von einem riesigen Personalnotstand in Heimen und Krankenhäusern. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat angekündigt, ihn auch mit ausländischen Fachkräften bekämpfen zu wollen. Schon derzeit sei es kaum mehr möglich, ein Krankenhaus oder eine Pflegeeinrichtung ohne ausländische Pflegekräfte zu betreiben, sagte er kürzlich.
Gezielt werden deshalb Fachkräfte aus dem Ausland geholt. Bis 2016 wurden in einem Modellprojekt vietnamesische Altenpflegerinnen angeworben. Auch mit Bosnien-Herzegowina, Serbien, Philippinen und Tunesien laufen bilaterale Vereinbarungen.
Die Folge: Die Zahl der ausländischen Pflegekräfte hat sich deutlich erhöht. Im Juni 2017 waren etwa 133.000 hier tätig, 96 davon sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Fünf Jahre zuvor waren es noch rund 79.000. Die Hälfte stammt aus einem anderen EU-Mitgliedsstaat. Etwa 18.000 kommen vom Balkan, knapp 7.000 aus osteuropäischen Drittstaaten. Rund 3.500 Pflegekräfte kommen aus Asylherkunftsländern.
Hindernisse und Probleme
Doch Pflegekräfte mit Migrationshintergrund haben es schwer. Da sind nicht nur komplizierte Visaanträge und zögerliche Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Nach einer in Düsseldorf veröffentlichten Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, müssen die Migranten auch unter noch schwierigeren Bedingungen arbeiten als ihre deutschen Kollegen.
Mehr unbezahlte Überstunden und meistens Putzdienste. Das hat die Vechtaer Sozialwissenschaftlerin Hildegard Theobald herausgefunden. Pflegekräfte, die erkennbar aus Osteuropa stammen, würden besonders häufig von Heimbewohnern und deren Angehörigen kritisiert, ausländerfeindlich beschimpft oder sogar körperlich angegriffen.
Pflegepersonal aus dem Ausland
Eine riesige Grauzone ist auch die Anwerbung ausländischer Pflegekräfte in Privathaushalten. Von den rund 2,9 Millionen Pflegebedürftigen werden rund 2,08 Millionen zu Hause betreut, davon 1,38 Millionen allein durch Angehörige. Jeder zehnte Pflegehaushalt beschäftige eine zumeist aus Osteuropa stammende Betreuungskraft, erklärte der Cottbuser Jurist Lothar Knopp am Dienstag in Berlin.
Nach unterschiedlichen Schätzungen versorgen zwischen 150.000 und 400.000 meist Frauen aus Osteuropa Pflegebedürftige in den eigenen vier Wänden – viele arbeiten schwarz, leisten eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, sind ohne Versicherung. Zudem verlassen sie dafür lange Zeiten im Jahr ihre eigenen Familien.
Klare Regeln statt Ignoranz
Wissenschaftler der Universitäten Cottbus und Breslau (Wroclaw) fordern deshalb endlich rechtliche Rahmenbedingungen. Die deutsche Politik ignoriere dieses Feld seit Jahren konsequent, sagte Knopp. Vorbild könne Österreich sein. Dort werde die Pflege etwa auch aus Finanzmitteln eines Schwerbehindertenfonds bestritten. Zudem plädierte der Jurist für eine Erhöhung des Pflegegeldes und die Anhebung des steuerlichen Freibetrags für Pflegeleistungen.
Die Kosten für eine sogenannte 24-Stunden-Betreuung betragen nach Angaben des Wissenschaftlers "deutlich über 2.000 Euro pro Monat". Wegen des steigenden Mindestlohns rechnet er mit steigenden Kosten – was wiederum zu einer Zunahme von illegalen Beschäftigungsverhältnissen führe.
Vermittlung und Unterstützung
Einen Versuch, in diesem Graubereich Regeln einzuziehen, hat der Deutsche Caritasverband unternommen. In einigen Regionen bietet der katholische Sozialverband im Modell “Caritas 24 - zuhause gut betreut“ Unterstützung an: Zusammen mit Partnern in Mittel- und Osteuropa hilft die deutsche Caritas bei der Vermittlung der Haushaltshilfe und steht Familien und Pflegenden während des Einsatzes zur Seite.
So wird ein Wochen- oder Tagesplan mit Aufgaben und freien Zeiten der Haushaltshilfe erstellt. Zudem vermittelt die Caritas den Pflegebedürftigen Kurzzeitpflege für die Zeit, in der die Haushaltshilfe ihren Urlaubsanspruch geltend macht.