Einzelheiten zur Unterredung wurden zunächst nicht bekannt. Nach Auskunft teilnehmender Journalisten unterhielten sich die beiden 35 Minuten mit Hilfe von Dolmetschern. Moon verabschiedete sich vom Papst mit den Worten, er sei "nicht nur das Oberhaupt der katholischen Kirche, sondern ein Lehrmeister für die Menschheit". Franziskus bat Moon: "Arbeiten Sie für den Frieden."
Als Gastgeschenk brachte der südkoreanische Präsident ein Relief mit, das Jesus mit der Dornenkrone zeigt. Die Dornen stünden für "die Leiden des koreanischen Volkes", sagte Moon. Franziskus revanchierte sich mit dem Medaillon eines Ölzweigs; damit wolle er seinen "Wunsch nach Frieden in Korea" bekunden, sagte er. Begleitet wurde Moon von seiner Ehefrau Kim Jung-sook.
Besuchseinladung aus Nordkorea?
Im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass Moon dem Kirchenoberhaupt eine Besuchseinladung von Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un überbringen werde. Moon bereist seit Samstag mehrere europäische Staaten, um für Unterstützung für den koreanischen Friedensprozess zu werben. Den Auftakt machte ein Aufenthalt in Paris. Nach Italien und dem Vatikan stehen internationale Konferenzen in Belgien und Dänemark auf dem Programm.
Papst Franziskus ist nach südkoreanischen Regierungsangaben bereit zu einer Reise nach Nordkorea. Wie die koreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf den Pressereferenten von Südkoreas Präsident Moon Jae-in meldete, sagte Franziskus während seines Treffens mit Moon am Donnerstag, er werde "auf jeden Fall" antworten, wenn er offiziell eingeladen werde und reisen könne.
Die Mitteilung des vatikanischen Presseamts zum Besuch Moons enthielt keinen entsprechenden Hinweis. Dort hieß es lediglich, man habe den Beitrag der Kirche für Dialog und Versöhnung zwischen den beiden koreanischen Staaten hervorgehoben. Wertschätzung gebe es auch für "den gemeinsamen Einsatz, jede hilfreiche Initiative zu fördern, die eine Überwindung der noch bestehenden Spannungen auf der koreanischen Halbinsel erlaubt, um eine neue Ära des Friedens und der Entwicklung zu eröffnen".
Laut Yonhap fragte Moon den Papst, ob er Nordkoreas Machthaber Kim ausrichten dürfe, dass er einen Delegaten mit einer Einladung senden könne. Die Agentur zitierte den Präsidentensprecher Yoon Young-chan, Franziskus habe geantwortet, die von Moon überbrachte mündliche Besuchsbitte sei ausreichend; aber auch eine offizielle Einladung wäre freundlich.
Spannungen und Teilung Thema
Am Mittwochabend hatte Moon im Petersdom an einer Messe für den Frieden in Korea teilgenommen. Dabei sprach er von "historischen und ergreifenden Veränderungen" auf der koreanischen Halbinsel. Mit der formellen Beendigung des Korea-Konflikts und der Unterzeichnung eines Friedensvertrags würde endgültig die Ära des Kalten Kriegs enden.
Das koreanische Volk wisse um das Engagement der katholischen Kirche für Demokratie, Menschenrechte und Wohlfahrt, so Moon weiter. Er verwies auf die Unterstützung des Papstes und des Vatikan für eine Wiedervereinigung Koreas, aber auch auf das Vorbild der EU. Moon, der seit Mai 2017 amtiert, war lange Mitglied der katholischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden sowie der Menschenrechtskommission seines Landes.
Den Gottesdienst am Mittwoch zelebrierte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ranghöchster Vertreter der katholischen Kirche nach Franziskus und zugleich Chefdiplomat des Papstes. Parolin sagte, nach langen Jahren der Spannungen und der Teilung solle auf der koreanischen Halbinsel endlich umfassender Frieden herrschen. Dieser müsse auf Wahrheit, Gerechtigkeit und Freiheit gegründet sein.
Vor dem ersten Treffen zwischen Moon und Kim Ende April im Grenzort Panmunjom hatte Papst Franziskus seinen Rückhalt für die Begegnung bekundet und für ein Gelingen gebetet.