Sühnekirche bei Bergen-Belsen droht Schließung

Mahn- und Gebetskirche in KZ-Nähe

Die Sühnekirche bei Bergen-Belsen steht für eine Erinnerungskultur an die Schrecken der NS-Zeit. Wegen gravierender Bauschäden könnte sie jetzt geschlossen werden. Das Dokumentationszentrum der KZ-Gedenkstätte kämpft für den Erhalt.

Die Sühnekirche vom Kostbaren Blut bei Bergen-Belsen (Niedersachsen) Sühnekirche / © Philipp Schulze (dpa)
Die Sühnekirche vom Kostbaren Blut bei Bergen-Belsen (Niedersachsen) Sühnekirche / © Philipp Schulze ( dpa )

Wegen großer Bauschäden droht der Sühnekirche in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Bergen-Belsen die Schließung. "Eine Renovierung wäre sehr teuer", sagte Volker Bauerfeld aus der Bischöflichen Pressestelle Hildesheim. "Aber beschlossen ist noch nichts." Im gesamten Bistum würden die Immobilien bewertet. "Da geht es darum, welche Gebäude sind absolut unverzichtbar, welche nutzen wir nicht mehr so sehr", erklärte er. Bergen sei ein besonderer Standort und der Erinnerungskultur an die Schrecken der NS-Zeit komme eine ganz besondere Rolle zu.

1961 als Mahn- und Gebetskirche erbaut

Dennoch seien die Baumängel gravierend. Im Laufe des Jahres solle es eine Entscheidung über das katholische Gotteshaus geben. Es wurde 1961 als Mahn- und Gebetskirche für die Opfer von Unrecht und Gewalt, insbesondere für die Zehntausenden Toten auf dem Lagergelände Bergen-Belsen, gebaut.

Anne Frank starb im KZ Bergen-Belsen

Sühnekirche bei Bergen-Belsen droht Schließung / © Philipp Schulze (dpa)
Sühnekirche bei Bergen-Belsen droht Schließung / © Philipp Schulze ( dpa )

"Das ist absolut bedauerlich. Wir kämpfen dafür, dass sie erhalten bleibt", sagte Helga Zeller vom Dokumentationszentrum der KZ-Gedenkstätte. Das Bistum versuche ihnen verständlich zu machen, dass "wir zu wenige sind und es zu teuer kommt. Wir argumentieren, dass die Sühnekirche für die Verbrechen gebaut worden ist, die hier begangen wurden". Das nur etwa sechs Kilometer entfernte Gotteshaus stehe im Zusammenhang mit Bergen-Belsen. In dem ehemaligen Konzentrationslager im Landkreis Celle ist auch Anne Frank als 15-Jährige ums Leben gekommen, die später durch ihre Tagebuchaufzeichnungen bekannt wurde.

Zuvor hatte das Online-Magazin "moderneRegional" über einen bevorstehenden Abriss des Ensembles berichtet. Als Grund wird – neben den sinkenden Gottesdienstbesuchern und einer zweiten renovierungsbedürftigen Kirche in der Gemeinde – vor allem der bauliche Zustand genannt, der eine Sanierung in der Höhe von 1,5 Millionen Euro nötig machen würde.

Die Kirche und der Nationalsozialismus in Deutschland

Pflicht, Opfer, Vaterland: Als Hunderttausende katholischer deutscher Soldaten ab 1. September 1939 in den Zweiten Weltkrieg zogen, vermieden die meisten Bischöfe politische Stellungnahmen. Einzig der Münsteraner Bischof Clemens August von Galen rechtfertigte den Krieg unter Verweis auf den "ungerechten Gewaltfrieden" von Versailles 1918.

Turm der St. Matthiaskirche in Berlin (shutterstock)
Quelle:
dpa