Synodaler Weg will Geschlechtergerechtigkeit in der Kirche

Erleichterung in Frankfurt

Deutschlands katholische Bischöfe und Laien haben dem Wunsch nach einer Zulassung von Frauen zu Weiheämtern Nachdruck verliehen. Der Papst wird damit gebeten, die Ämterzulassung von Frauen erneut zu prüfen.

Teilnehmer auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Teilnehmer auf der vierten Synodalversammlung in Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Bei der Vollversammlung des Synodalen Wegs votierten am Freitag in Frankfurt in Zweiter Lesung 92 Prozent aller Delegierten, und knapp 82 Prozent der Bischöfe für das Dokument, das eine deutliche Bitte an Papst Franziskus formuliert, entsprechende Reformideen auf Weltebene zu prüfen. Der Abstimmung folgte ein lang anhaltender stehender Applaus und große Erleichterung war erkennbar.

Vorangegangen war eine lange, ernste und nachdenkliche Debatte. Danach hatten sich die Bischöfe zu einer internen Beratung zurückgezogen und im Anschluss einen Änderungsantrag eingebracht. Dieser fügte einen Passus in die Einleitung des Papiers ein, dass der Papst gebeten werden soll, das lehramtliche Dokument "Ordinatio sacerdotalis" von 1994, das die Priesterweihe nur für Männer festschreibt, erneut darauf zu prüfen, ob Änderungen möglich seien. Ein Antrag, das Papier in eine Dritte Lesung zu verweisen, war mit großer Mehrheit abgelehnt worden.

Sorge um Scheitern eines weiteren Textes

In der Debatte im Plenum mit rund 50 Redebeiträgen kam zum einen die Sorge zum Ausdruck, dass nach dem Grundsatzpapier zur Sexuallehre am Donnerstag ein weiterer zentraler Reformtext an der Sperrminorität der Bischöfe scheitern könnte. Dies hätte möglicherweise einen Abbruch des Projekts zur Folge gehabt. Zum anderen hatten etwa ein Dutzend Bischöfe erklärt, dass und warum sie den Text in der ursprünglichen Fassung ablehnen oder sich enthalten müssten, wiewohl sie viele Passagen mittrügen.

Das beschlossene Papier formuliert keine ausdrückliche Forderung, sondern lädt die Weltkirche ein, die Frage nach Diensten und Ämtern von Frauen in der Kirche noch einmal neu zu bedenken. Dazu gehöre auch "unabdingbar", die unterschiedlichen theologischen Positionen unter der Perspektive der Geschlechtergerechtigkeit zu reflektieren und dabei in engem Austausch mit den Sozialwissenschaften, Kultur- und Humanwissenschaften zu treten. Das 32-seitige Papier argumentiert: "Nicht die Teilhabe von Frauen an allen kirchlichen Diensten und Ämtern ist begründungspflichtig, sondern der Ausschluss von Frauen vom sakramentalen Amt." Für den Ausschluss von Frauen aus der Verkündigung gebe es kirchengeschichtlich "keine ungebrochene Traditionslinie".

Schuldeingeständnis und Verhaltensänderung geboten

Der Grundtext plädiert für mehr Geschlechtergerechtigkeit und verweist darauf, dass Frauen in der Seelsorge und in verantwortlichen Positionen unterrepräsentiert seien. In den bestehenden Strukturen hätte viele von ihnen "mit einem alltäglich erfahrbaren Sexismus" und weiteren Diskriminierungen zu tun. Dies verstärke den Wunsch von Frauen, selbst die Leitung in seelsorglichen und sakramentalen Kontexten zu übernehmen.

Das Papier hält fest: "Angesichts des Erschreckens über geistliche und sexualisierte Gewalt an Frauen und angesichts der anhaltenden Marginalisierung und Diskriminierung von Frauen in der römisch-katholischen Kirche sind ein Schuldeingeständnis und eine Bewusstseins- und Verhaltensänderung dringend geboten."

Deutsche Katholiken setzen bei Synodalem Weg weiter auf Reformen

Mitten in einer der schwersten Krisen geht das Reformprojekt der katholischen Kirche in Deutschland in eine vorentscheidende Runde. Von Donnerstag bis Samstag treffen sich 230 Bischöfe und Laien zur vierten Vollversammlung des sogenannten Synodalen Wegs in Frankfurt. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit Macht, die Rolle von Frauen, das Leben der Priester und um eine mögliche Neuausrichtung der katholischen Sexualmoral.

Teilnehmer bei der dritten Synodalversammlung in Frankfurt
Teilnehmer bei der dritten Synodalversammlung in Frankfurt
Quelle:
KNA