Tafeln kritisieren soziale Schieflage

Appell an Parteien

Die Tafel Deutschland hat Maßnahmen gegen die Schere zwischen Arm und Reich gefordert. Ungleichheit erhöhe die Gefahr durch extreme Kräfte, erklärte der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Andreas Steppuhn am bundesweiten Tafel-Tag.

Tafeln denken über Lieferdienste nach / © Sven Hoppe (dpa)
Tafeln denken über Lieferdienste nach / © Sven Hoppe ( dpa )

"Wir appellieren an alle demokratischen Parteien, die soziale Schieflage anzuerkennen und entsprechend zu handeln, damit in unserem reichen Land niemand in Armut leben muss", sagte er.

Mitarbeiterin bei den Tafeln trägt einen Korb mit Lebensmitteln / © Felix Kästle (dpa)
Mitarbeiterin bei den Tafeln trägt einen Korb mit Lebensmitteln / © Felix Kästle ( dpa )

Die Tafeln zeigten, wie weit Armut in Deutschland verbreitet ist und wie viele Menschen strukturell benachteiligt werden. Anstatt armutsbetroffene Gruppen gegeneinander auszuspielen und herabzuwürdigen, brauche es dringend eine Politik der Mitmenschlichkeit und eine gerechtere Verteilung von Ressourcen und Vermögen in unserem Land, sagte Steppuhn.

Ehrenamt kann nicht alles lösen 

Das Ehrenamt könne politische Missstände nicht ausgleichen. Deshalb brauche es Löhne, Renten und Sozialleistungen, die vor Armut schützen. Die im Bundeshaushalt 2025 vorgesehene Nullrunde beim Bürgergeld und die Kürzungen der Leistungen zur Eingliederung in Arbeit würden dem sozialen Gleichgewicht schaden.

Der jährliche Tafel-Tag rund um das Erntedankfest macht auf die Arbeit der 975 Tafeln in Deutschland aufmerksam. In den Ausgabestellen verteilen deutschlandweit 60.000 Menschen Lebensmittel an ungefähr zwei Millionen Menschen mit wenig Geld. Viele Tafeln bieten daneben weitere Zusatzangebote, wie etwa ein warmes Mittagsessen, Nachhilfeunterricht oder Kinderbetreuung an.

Tafeln in Deutschland

Die bundesweit agierenden Tafeln haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland entwickelt. Waren es 2002 noch gut 300, gibt es heute bundesweit etwa 900 Tafeln mit rund 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Bei ihnen engagieren sich circa 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Alle zusammen versorgen sie mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, die sie als Spenden im Handel und bei Herstellern gesammelt haben.

Helfer sortieren  Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Helfer sortieren Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )

 

Quelle:
epd