Veranstalter des Marsches war der Bundesverband Lebensrecht (BVL), ein Zusammenschluss von 15 Organisationen. Laut Schätzung der Polizei lag die Zahl der Teilnehmenden "im unteren bis mittleren vierstelligen Bereich".
Der jährliche Marsch ist nach BVL-Angaben die bundesweit größte Kundgebung für den Schutz des Lebens. Dagegen gab es erneut Protestveranstaltungen, bei denen ein "Recht auf sexuelle Selbstbestimmung" und eine unbeschränkte Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen gefordert wurde. Nach Angaben der Polizei hatten sie eine Teilnehmerzahl im "unteren vierstelligen Bereich".
Beim Auftakt des Marsches vor dem Brandenburger Tor rief die BVL-Vorsitzende Alexandra Maria Linder zu einem umfassenden Schutz der Menschenwürde von der Zeugung bis zum natürlichen Tod auf. Sie betonte, die Lebensschutzbewegung habe in den vergangenen Jahren "viel bewirken" können. In diesem Zusammenhang würdigte sie, dass es am Freitag im Bundesrat keine Mehrheit dafür gab, das gesetzliche Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche zu streichen.
Abtreibung sei "schwerste Menschenrechtsverletzung" der letzten Jahre
Zudem begrüßte Linder Bestrebungen in Teilen der USA als "großen Fortschritt", Abtreibungen ab der sechsten Schwangerschaftswoche gesetzlich zu verbieten, wie dies bereits in Texas der Fall ist. Die BVL-Vorsitzende rief dazu auf, sich noch vor der Bundestagswahl in einer Woche an die Kandidatinnen und Kandidaten für ein Mandat zu wenden, um von ihnen einen effektiven Schutz des Lebens einzufordern.
Der Vorstandsvorsitzende der Nachrichtenagentur idea, Helmut Matthies, verurteilte die in Deutschland geltende gesetzliche Regelung für Abtreibungen. Es sei unlogisch, wenn Schwangerschaftsabbrüche zwar rechtswidrig seien, unter bestimmten Bedingungen aber straffrei blieben. Dadurch sei es möglich geworden, seit 1995 in Deutschland 2,5 Millionen "Geschöpfe Gottes" zu töten. Dies sei die "schwerste Menschenrechtsverletzung" in den vergangenen 25 Jahren. Matthies kritisierte auch, dass das Bundesverfassungsgericht im Februar 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung gekippt hatte.
Ökumenischer Gottesdienst zum Abschluss
Abgeschlossen wurde der Marsch durch einen ökumenischen Gottesdienst unter Leitung des katholischen Görlitzers Bischof Wolfgang Ipolt und des Berliner serbisch-orthodoxen Priester Veljko Gacic. Dabei wandte Ipolt sich gegen das vom EU-Parlament eingeforderte Recht auf Schwangerschaftsabbruch und gegen eine Beihilfe zu Selbsttötungen. Gacic betonte, die orthodoxen Kirchen träten ebenfalls für ein Lebensrecht jedes Menschen von seiner Zeugung an ein.
An dem Marsch nahmen auch der Regensburger katholische Bischof Rudolf Voderholzer und der Augsburger Weihbischof Florian Wörner teil. Am Rande der Veranstaltung betonte Voderholzer, die Teilnehmenden hätten sich ihm gegenüber dankbar gezeigt, dass sich auch Bischöfe auf diese Weise zum Lebensschutz bekennen.