Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln

Gemeinschaft und kulturelle Brücke

Bei einer Kundgebung zum kurdischen Neujahrsfest haben in Köln über 10.000 Menschen zusammen gefeiert. Sie kamen am Samstag auf einem Gelände direkt am Rhein zusammen, sangen, tanzten und feierten das kurdische Neujahr Newroz.

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Für die kurdische Gemeinschaft ist Newroz nicht nur ein Frühlings- und Neujahrsfest, sondern auch ein Symbol für Widerstand und Solidarität.

Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln (DR)
Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln / ( DR )

Newroz ist auch ein Fest der Gemeinschaft. Das gilt nicht nur für die große Feier in Deutz. Schon am Donnerstag hatte Franziskanerbruder Jürgen Neitzert mit Memo Sahin, dem Geschäftsführer von Pro Humanitate, das kurdische Neujahr vorgefeiert. (Link ist extern)Der Internationale Verein für Frieden und Gerechtigkeit – Pro Humanitate e.V. ist ein gemeinnütziger, friedenspolitisch und sozial aktiver Verein in Köln. Den Schwerpunkt der Arbeit von Pro Humanitate e.V. bildet die Jugendarbeit.

Hinzu kommen Angebote für Geflüchtete, Zuwanderer, Migranten und Deutsche sowie allgemeine Sozialberatung und humanitäre Hilfe. Jürgen Neitzert, Vorstand von Pro Humanitate, der selbst oft in den kurdischen Gebieten war, sieht in solchen Begegnungen eine Brücke zwischen Kulturen. Im DOMRADIO.DE Interview erklärt er, dass feiern immer gut sei, da es das kulturelle Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt und eine bedeutende Rolle für die Gemeinschaft spielt.

Am 10. Mai 2010 wurde Newroz auf Beschluss der 64. Generalversammlung der Vereinten Nationen offiziell als internationales Frühlingsfest anerkannt. Es wird seit mehr als 2.500 Jahren von über 300 Millionen Menschen im Nahen Osten, in Zentralasien und im Kaukasus gefeiert. Bereits 2009 hatte die UNESCO Newroz in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen.

Begegnungen und Solidarität

Der Weg zum Fest war geprägt von fröhlichen Begegnungen. Menschen in traditioneller Kleidung winkten sich zu und zeigten das Peace-Zeichen. Je näher man dem Veranstaltungsort kam, desto mehr Polizei war unterwegs. Die Veranstaltung, die unter dem Motto "Solidarität mit den Kurd:innen in Nordsyrien" stand, zog Tausende Besucher aus Deutschland und den Niederlanden an. Viele trugen festliche Kleidung, sangen, tanzten und trommelten. Die Fahnen von Rojava, Kurdistan und auch Deutschland wehten in der Luft. In Deutschland leben mittlerweile über 1,5 Millionen Kurd:innen, die aus mehr als zehn Staaten stammen. Neben den von den Staaten Türkei, Iran, Irak und Syrien besetzten Teilen Kurdistans kommen sie auch aus dem Libanon, Armenien, Aserbaidschan, Georgien, Russland, Kasachstan, Usbekistan und anderen Ländern. 

Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln (DR)
Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln / ( DR )

Unter den Feiernden waren auch zwei Mädchen, Delal und Meliha, die gerade von einem gewonnenen Fußballspiel kamen. Sie spielen für das Mädchen-Fußball-Projekt von Pro Humanitate. In ihren Trikots und mit breitem Lächeln erzählten sie von der Bedeutung des Festes für sie. "Newroz ist mehr als nur ein Feiertag", erklärte Meliha, die regelmäßig zum kurdischen Tanzunterricht geht und bei Veranstaltungen auftritt. 

 © Govend europa
© Govend europa

Das kurdische Neujahrsfest ist für sie ein Tag der Verbundenheit. "Es ist wichtig, Newroz zu feiern, um unsere Kultur zu bewahren", erklärt sie weiter. "Wir sind hier in Deutschland geboren, aber dieser Tag verbindet uns mit unseren Wurzeln." "Es geht nicht nur ums Feiern", sagte Delal. "Wir zeigen, dass wir unsere Kultur bewahren, trotz allem, was passiert." Das Fest hat historische Wurzeln, die mit dem Sieg gegen Tyrannei verbunden sind und für die Kurd:innen stellt es einen wichtigen Ausdruck des Widerstands dar.

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Delal und Meliha entdecken eine Gruppe von Menschen, die sich um ein Tamburin versammelt haben. Ohne zu zögern, gehen sie hinein und beginnen im Kreis zu tanzen. Die Menschen halten sich an den Händen und marschieren im selben Rhythmus um das Instrument. Die traditionellen Tänze und Lieder verbinden alle, egal ob in traditionellen Gewändern oder wie Delal und Meliha, die in ihren Fußballtrikots mit "Pro Humanitate"-Schriftzug mittanzen. In der Tanzgruppe sind auch Menschen anderer Nationalitäten dabei. "Es macht mir so viel Freude, meine Kultur zu leben", sagt Meliha. "Es gibt mir das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein." 

Das Veranstaltungsgelände war gegen Abend überfüllt. Trotzdem feierten die Menschen heiter weiter. Die Atmosphäre war friedlich, trotz der aktuell politisch aufgeladenen Situation der Kurd:innen in Syrien und der Türkei. Mittendrin bewegte sich Memo Sahin, der Geschäftsführer von Pro Humanitate, durch die Menge. "Für Kurd:innen ist Newroz ein Symbol ihrer nationalen Identität und ihres kulturellen Erbes", erklärte er. Besonders in Zeiten politischer Unterdrückung wurde das Fest als Ausdruck des Widerstands und der Einheit gefeiert. In allen Teilen Kurdistans habe Newroz eine politische Dimension, da es oft als Protest gegen Unterdrückung und als Forderung nach Grundrechten, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung des kurdischen Volkes genutzt werde. "In der Türkei zum Beispiel war die Feier lange Zeit verboten."

"Um Newroz frei feiern zu können, mussten in der Türkei Anfang der 1990er Jahre über 100 Menschen an nur einem Tag ihr Leben lassen", erklärt er ernst. "Newroz ist somit weit mehr als nur ein Frühlingsfest – es ist ein starkes Symbol für Freiheit."

Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln (DR)
Tausende Menschen feiern kurdisches Neujahrsfest in Köln / ( DR )

Der Newroz-Tag fällt zudem mit dem Internationalen Tag gegen Rassismus zusammen. Da Kurd:innen stark unter Rassismus und Hass gelitten haben, erhält der 21. März eine besondere Bedeutung und fügt sich symbolisch in diesen weltweiten Gedenktag ein. Sahin fasst es so zusammen: "Newroz verbindet die Vergangenheit mit der Zukunft und trägt die Botschaft: Wir sind hier, wir existieren, und wir werden niemals aufhören, für unsere Rechte zu kämpfen."

Gleichzeitig suchten sie den Dialog und den Austausch zwischen den Kulturen. Es ist ein Fest, das Menschen zusammenbringt, unabhängig von ihrer Herkunft oder dem Land, in dem sie leben. Genau das macht es so besonders.

Quelle:
DR

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