Was bedeutet das kurdische Neujahrsfest Newroz ?

Frühling, Freiheit und kulturelle Identität

Newroz, das kurdische Neujahrsfest, hat eine lange Tradition. Es markiert den Frühlingsbeginn und symbolisiert auch Widerstand. Franziskanerbruder Jürgen Neizert betont die Bedeutung des Festes für die kurdische Gemeinschaft.

Kurden feiern Neujahrsfest Nowruz / © Hadi Mizban (dpa)

DOMRADIO.DE: Das Fest wird am 20. und 21. März begangen. Welche Bedeutung hat Newroz für die kurdische Gemeinschaft, sowohl in ihrer Heimat als auch hier in Deutschland? 

Jürgen Neitzert (Franziskanerbruder und Seelsorger): Es markiert den Übergang zum Frühling. Newroz oder "Nauros" auf Persisch, bedeutet "neuer Tag" und ist das kurdische Neujahr. Es handelt sich um ein sehr altes Fest. Die Tradition reicht schätzungsweise 3.000 Jahre zurück. Das Fest ist mit einer alten Sage verbunden. Es soll einen Tyrannen namens Zohak oder Dahak gegeben haben, einen Drachenkönig, der von einem Schmied namens Kawa besiegt wurde. Dieser Sieg fand an diesem Tag statt. Als Dank für die Befreiung von dem Tyrannen wurde Feuer entzündet. Deshalb ist es auch heute noch üblich, dass Kurden Feuer entfachen und dass junge Leute über das Feuer springen.

Kurden feiern Neujahrsfest Nowruz / © Hadi Mizban (dpa)

Das Fest ist sowohl bei den Persern als auch bei den Kurden sehr wichtig. Bei den Kurden hat es auch eine politische Dimension, da es symbolisch für den Widerstand gegen Tyrannei steht. In der Türkei war Newroz lange Zeit verboten, wurde jedoch in Städten wie Diyarbakır weiterhin gefeiert.  

DOMRADIO.DE: Welche Symbole spielen noch eine große Rolle?

Neizert: Es gibt eine Tradition, die mit dem Gewand des Schmieds Kawa verbunden ist. Die Leute tragen an Newroz oft neue Kleidung und es werden Geschenke ausgetauscht. Bei den Iranern beispielsweise werden spezielle Speisen serviert, die mit dem Fest verbunden sind. Es gibt eine Vielzahl von Gerichten, die traditionell gereicht werden. Das Fest wird insgesamt mit viel Feierlichkeit begangen. 

Jürgen Neitzert

"Newroz ist ein kulturelles Erbe, das bewahrt werden sollte."

DOMRADIO.DE: Inwiefern fördert das Feiern von Newroz die kulturelle Identität? 

Neizert: Newroz ist ein Nationalfest, das sowohl bei den Persern als auch bei den Kurden gefeiert wird. Es ist ein uraltes Frühjahrs-Neujahrsfest, ähnlich wie wir Neujahr feiern. Die Pflege dieser Tradition ist sehr wichtig für die kulturelle Identität. Auch die Geschichte, die mit dem Fest verbunden ist, trägt zur Bedeutung bei und macht das Fest noch spezieller. Newroz ist ein kulturelles Erbe, das bewahrt werden sollte. Es ist nicht nur bei den Kurden, sondern auch bei den Persern ein bedeutendes Fest, also ein interkulturelles Ereignis. Deshalb ist es wichtig, dass dieses Fest weiterhin gepflegt wird. 

Jürgen Neitzert

"Feiern ist immer gut, denn es stärkt das kulturelle Zusammengehörigkeitsgefühl und spielt eine bedeutende Rolle für die Gemeinschaft."

DOMRADIO.DE: Wenn man nach Syrien oder Kurdistan schaut, ist die Situation derzeit ziemlich angespannt. Inwiefern ist es gerade dieses Jahr für die Menschen besonders wichtig, dass Newroz gefeiert wird?

Kurden feiern Neujahrsfest Nowruz / © Hadi Mizban (dpa)

Neizert: Newroz ist ein Fest, das die kulturelle Identität stärkt und das ist schon mal sehr wichtig. Derzeit gibt es Bemühungen, in der Türkei Frieden zwischen den Türken und den Kurden zu stiften. Ich hoffe sehr, dass dies gelingt. In diesem Zusammenhang ist es vielleicht gerade besonders wichtig, die eigene Identität zu bewahren und gemeinsam zu feiern. Feiern ist immer gut, denn es stärkt das kulturelle Zusammengehörigkeitsgefühl und spielt eine bedeutende Rolle für die Gemeinschaft.

Kurden feiern Neujahrsfest Nowruz / © Hadi Mizban (dpa)

DOMRADIO.DE: Inwiefern können katholische Gemeinden oder die katholische Kirche als Vermittler im Dialog zwischen Konflikten wirken? 

Neizert: Wir sind in diesen Konflikten präsent, da wir als katholische Kirche auch in der Region aktiv sind. Die Chaldäer, die dort leben, gehören einer katholischen Ostkirche an. 

Als Franziskaner sind wir seit vielen Jahren in der Region tätig, insbesondere mit humanitärer Hilfe für die Jesiden und die Kurden. Seit 1996 führe ich dort Hilfsprojekte durch. Es ist deshalb auch wichtig, dass wir solche Feste mitfeiern und den Menschen die Möglichkeit geben, ihre Identität zu bewahren und zu feiern. Dies fördert den interkulturellen Austausch und ist entscheidend für das Zusammenleben.

Das Interview führte Carolina Graef Alarcón.

Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!