Papst Franziskus hat Tausende auf dem Petersplatz spontan zu einem Sprechchor animiert. Bei seiner Predigt am Mittwoch forderte er die Menschen auf, gemeinsam mit ihm die drei göttlichen Tugenden "Glaube, Hoffnung, Liebe" ("fede, speranza, carita") laut auszusprechen.
"Ach, ich kann nichts hören! Lauter", bat er sie mit einem Grinsen. Als die Anwesenden seine Worte wiederholten, lobte sie der Papst: "Ja, das habt ihr gut gemacht!" Diese drei göttlichen Tugenden würden die vier sogenannten Kardinaltugenden Besonnenheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung ergänzen, die schon in der Antike bekannt waren, sagte Franziskus.
Christliche Tugenden als Thema der wöchentlichen Glaubensunterweisung
Die christlichen Tugenden waren erneut das Thema der wöchentlichen Glaubensunterweisung des Papstes. Diese bewahren vor Einbildung und Arroganz, während Stolz ein starkes Gift sei. "Ein Tropfen davon reicht aus, um ein ganzes, auf Güte ausgerichtetes Leben zu verderben."
Ein Mensch könne einen Berg von guten Taten vollbracht haben, Anerkennung und Lob geerntet haben. "Aber wenn er all das nur für sich selbst getan hat, um sich selbst zu erhöhen, kann er sich dann noch tugendhaft nennen?", so Franziskus.
Männer und Frauen zu heldenhaften Taten motivieren
Das Risiko der Kardinaltugenden allein bestehe darin, Männer und Frauen zu heldenhaften Taten zu motivieren - dabei jedoch "ganz allein und isoliert" zu sein. Das Geschenk der drei christlichen Tugenden hingegen liege in der "erfahrbaren Existenz des Heiligen Geistes". Der Christ sei nie allein.
Das Gute brauche viel Diskretion und viel Freundlichkeit, so Franziskus weiter. Besonders aber müsse es von der "lästigen Präsenz" des Egos befreit werden. "Denn wenn das 'Ich' im Mittelpunkt steht, ist alles ruiniert", sagte der Papst. Die göttlichen Tugenden seien eine große Hilfe dabei, nicht das Ego die Herrschaft übernehmen zu lassen.