Der katholische Kinderschutzexperte Hans Zollner fordert eine stärkere Beschränkung des Zugangs zu Kinderpornografie im Internet. Dies sei technisch machbar, werde aber von vielen aus ökonomischen Gründen nicht gewollt, kritisiert der Jesuit in einem neuen Podcast "Würde.Leben", den er mit dem katholischen Medienhaus Sankt Michaelsbund in München produziert.
Die erste Folge wurde am Donnerstag mit Blick auf den Welttag für Kinderrechte (20. November) auf mk-online.de veröffentlicht. Der Theologe und Psychotherapeut leitet das katholische Kinderschutzzentrum CCP an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom.
Zollner: Kirche muss sich zuerst um Betroffene sorgen
Die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche forderten zu einer Bekehrung heraus, sagte der 54-Jährige. Die Kirche müsse zuerst für die Betroffenen da sein, deren Leid mittragen und dürfe sich nicht zuerst um sich selbst sorgen. "Denn das ist ja die Wahrnehmung, dass es zunächst um uns selbst, um unsere Institution, um den Ruf und die Reputation geht."
Zollner sagte, das Bewusstsein für die Notwendigkeit, etwas gegen diese Verbrechen unternehmen zu müssen, sei in der Kirche deutlich gewachsen, aber noch nicht genug. "Mich regt auf, wenn in der Kirche Argumente kommen wie 'Das Thema wird bald vorbei sein, lasst uns das jetzt über die Bühne bringen und dann können wir zu unserem Alltag zurückkehren'."
Kirche als "Kinderrechts- und Kinderschutzorganisation"
Der Jesuit sieht die katholische Kirche grundsätzlich als "Kinderrechts- und Kinderschutzorganisation, auch wenn sich das für europäische Ohren nach den Missbrauchsskandalen merkwürdig anhört". Die Kirche habe ihre spezifische Verantwortung und eine besondere Rechenschaftspflicht, als Besserwisser könne sie aber nicht auftreten.
Der Podcast soll alle vier Wochen mit neuen Folgen bestückt werden, heißt es im Michaelsbund. Zollner will damit möglichst viele Menschen im deutschen Sprachraum zum offenen Gespräch über sexuelle und andere Missbrauchsformen ermutigen. Nach Angaben der Redaktion wird sich die Reihe unter anderem mit dem Schutz von Kindern und Erwachsenen, mit Täterprofilen und der Angst vor Aufdeckung befassen.