Teilwerk des mysteriösen "Bibelübersetzers" steht nun online

Resultat eines umfangreichen Forschungsprojekts

Teile des Werkes vom geheimnisvollen "Österreichischen Bibelübersetzer" sind nun im Internet zugänglich. Dahinter steckt ein Mann, der um 1330 weite Teile der Heiligen Schrift ins Deutsche übertragen, kommentiert und ausgelegt hat.

Offene Bibel mit Kreuz / © Freedom Studio (shutterstock)
Offene Bibel mit Kreuz / © Freedom Studio ( shutterstock )

Dies geschah so umfänglich wie nie zuvor und 200 Jahre vor Martin Luther. Anders als dieser ist der Anonymus, der wohl im mittelalterlichen Herzogtum Österreich gelebt hat, allerdings nicht bekannt.

Das teilte die Universität Augsburg am Donnerstag mit.

Umfangreiches Forschungsprojekt

Zu dem "Österreichischen Bibelübersetzer" läuft aktuell ein umfangreiches Forschungsprojekt der Bayerischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Ausgeführt wird es hauptverantwortlich durch ein Forscherteam aus Augsburg.

Symbolbild Eine Frau mit Smartphone vor dem Laptop / © GaudiLab (shutterstock)
Symbolbild Eine Frau mit Smartphone vor dem Laptop / © GaudiLab ( shutterstock )

"Das Bemerkenswerte am Werk des 'Österreichischen Bibelübersetzers' ist, dass er nicht nur der lateinischen Sprache mächtig war, sondern dass er es darüber hinaus auch verstand, die kanonischen Texte in ein gleichermaßen anspruchsvolles wie gut verständliches Deutsch zu übertragen", so die Augsburger Uni.

"Dies gelang ihm, obwohl er seiner Selbstbeschreibung nach weder eine universitäre Bildung genossen hatte, noch ein Geistlicher war und somit eigentlich gar nicht berechtigt gewesen wäre, das Wort Gottes zu übersetzen oder gar auszulegen."

Umfangreiche Übersetzungen und Kommentierungen

Zum Werk des "Österreichischen Bibelübersetzers" gehören laut Mitteilung unter anderem umfangreiche Übersetzungen und Kommentierungen verschiedener Bücher des Alten Testaments und eine Evangelienharmonie, also eine einheitliche Darstellung des Lebens Jesu auf Basis der Evangelien, die die Forschung als "Evangelienwerk" bezeichnet.

Holzkreuz auf einer Tastatur / © Tamisclao (shutterstock)
Holzkreuz auf einer Tastatur / © Tamisclao ( shutterstock )

"Das Gesamtwerk nimmt hinsichtlich des Umfangs der übersetzten biblischen Bücher, der Übersetzungsleistung und der Verteidigung der Bibel in Laienhand eine bedeutende Stellung in der Tradition deutschsprachiger Bibelübersetzungen ein", erklärte die Uni.

Auf www.bibeluebersetzer-digital.de kann man nun alle Digitalisate und Transkriptionen der Handschriften des "Evangelienwerks" (im Rahmen der urheberrechtlichen Möglichkeiten) in einer Betaversion anschauen, wie es weiter hieß. Bis 2027 solle es eine gedruckte und eine digitale Edition aller bekannten Werke des "Österreichischen Bibelübersetzers" geben.

Die Bibel

Bibel ist die Schriftensammlung, die im Judentum und Christentum als Heilige Schrift gilt. Auf den Schriften fußt jeweils die Religionsausübung. Die Bibel des Judentums ist der dreiteilige Tanach, der aus der Tora, den Nevi’im und Ketuvim besteht. Diese Schriften entstanden seit etwa 1200 v. Chr. im Kulturraum der Levante und Vorderen Orient und wurden bis 135 n. Chr. kanonisiert. Das Christentum übernahm alle Bücher des Tanachs, ordnete sie anders an und stellte sie als Altes Testament (AT) dem Neuen Testament (NT) voran.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch (KNA)
Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf einem Tisch / ( KNA )
Quelle:
KNA