Telefoneelsorge tut auch den Helfern gut

Ehrenamt mit Mehrwert

Paul Vogels ist einer der vielen Teilnehmer des 20. Weltkongresses der Telefonseelsorge in Aachen. Im domradio.de-Interview spricht er über seine ehrenamtliche Arbeit und warum sie ihm mindestens so viel gibt, wie den Anrufern.

Der XX Internationale IFOTES Kongress in Aachen (IFOTES)
Der XX Internationale IFOTES Kongress in Aachen / ( IFOTES )

domradio.de: Sie sind einer der vielen Ehrenamtlichen, die bei der Telefonseelsorge arbeiten. Wie kamen sie auf die Idee zu sagen: Ich möchte Menschen am Telefon helfen?

Paul Vogels (ehrenamtliche Telefonseelsorge): Ich hatte persönlich eine schwere Lebenskrise zu bewältigen, aus der ich nur mit Hilfe von anderen Menschen herausgefunden habe. Als es mir wieder besser ging, habe ich mir die Frage gestellt, was ich persönlich tun könnte, was meine Ressourcen und Stärken sein könnten, um anderen Menschen helfen zu können. Da kam mir die Idee mit der Telefonseelsorge. Durchaus auch aus Eigennutz, denn durch meine Arbeit bei der Telefonseelsorge bekomme ich mindestens genau soviel zurück, wie ich den Menschen geben kann. Es hilft mir auch sehr. Ich kann viel lernen.

domradio.de: Und Sie können den Menschen helfen?

Vogels: Ich glaube, dass die Anrufer merken, dass am anderen Ende ein Mensch sitzt, der ihre Probleme vielleicht auch gehabt hat, der selber in Nöten war und gelitten hat. Das findet zwischen den Worten statt.

domradio.de: Wenn sie nach so einer Schicht nach Hause kommen, beschäftigt sie das nicht weiter?

Vogels: Es gibt Gespräche, die einen über den Tag hinaus beschäftigen. Dafür haben wir aber die Supervision, es gibt Gruppen und Gespräche, wir lernen für uns selbst Fürsorge zu betreiben. Ein großer Teil der Ausbildung beschäftigt sich mit der Frage, wie man auf sich acht geben kann, damit einen die Probleme nicht so umtreiben.

domradio.de: Sie sind seit Beginn des Weltkongresses dabei, was haben sie bisher mitgenommen?

Vogels: Es sind großartige Vorträge und Workshops. Eben habe ich einen Vortrag von Kevin Brix gehört, einem Officer, der an der Golden Gate Bridge in San Francisco schon über 200 Menschenleben gerettet hat. Der weiß, wovon er spricht. Von solchen Erfahrungen können wir natürlich viel lernen. Und dann trifft man Kollegen aus über 30 Ländern, da findet ein reger Austausch statt. Es ist eine sehr freundschaftliche Atmosphäre. Trotz der schweren Themen, die hier besprochen werden, wird auch viel gelacht. Es ist schön, so viele Menschen zu treffen, die das gleiche Ziel haben.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR