Das sagte der Münsteraner Wissenschaftler am Donnerstag im Interview mehrerer österreichischischer Kirchenzeitungen. "Sind wir auch bereit, manche Positionen zu hinterfragen, womöglich zu verwerfen?", fragte Khorchide mit Blick auf seine eigene Religion.
Der Professor für islamische Religionspädagogik leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster. In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, hatte er am 4. Februar an einer interreligiösen Konferenz teilgenommen, vor der auch Papst Franziskus sprach. Zusammen mit dem Großimam unterzeichnete Franziskus dort die Erklärung zum Thema "Menschliche Brüderlichkeit". Das Dokument, das unter anderem die Achtung vor der Religionsfreiheit betont, gilt als historischer Schritt für den christlich-islamischen Dialog.
Nichtmuslimischer Religionsunterricht und Kirchenbau
Das Bekenntnis zu gleichen Rechten und Pflichten aller Bürger unabhängig von ihrem Glauben müsse zur Folge haben, dass auch in islamischen Ländern an öffentlichen Schulen nichtmuslimischer Religionsunterricht angeboten und der Bau von Kirchen und anderen Gotteshäusern unterstützt werden sollte, folgerte Khorchide. Es gebe im Islam immer noch ein Eheverbot für muslimische Frauen mit nicht-muslimischen Männern; Mekka und Medina dürften nicht von Nicht-Muslimen betreten werden "mit dem Argument, sie seien unrein".
Solche Positionen stünden "im völligen Widerspruch zur Rede von Gleichheit der Menschen und gegen Diskriminierung anhand der Religionszugehörigkeit", mahnte Khorchide.