Theologe Kossen warnt vor Diskriminierung von Migranten

Jenseits der "Brauchbarkeit"

Der Sozialpfarrer Peter Kossen kritisiert angesichts der aktuellen Debatte über Änderungen der Migrationspolitik eine pauschale Diskriminierung von Migranten. In Deutschland werde zurzeit gegen Migration jeder Art Stimmung gemacht.

Das erklärte der Menschenrechtsaktivist und Priester des Bistums Münster am Mittwoch in Lengerich. Migranten gerieten unter Generalverdacht, würden Projektionsfläche diffuser Ängste und ungelöster gesellschaftlicher Probleme.

Der Theologe rief die Kirchen auf, hier "unbeirrbar dagegenzuhalten". Gerade jetzt, nach den Wahlen in Thüringen und Sachsen, müsse klar sein: "Feigheit vor dem Mainstream ist für Christen keine Option!", betonte Kossen. Weltoffenheit und Differenzierung seien viel besser begründet als Ausgrenzung und Abschottung.

Eine Frage der Menschlichkeit

Es werde aktuell "in höchst fragwürdiger Weise über Migrantinnen und Migranten diskutiert", beklagte der katholische Theologe. "Es wird der Eindruck erweckt, als seien sie viel zu viele und insgesamt eine Überforderung." Deutschland sei jedoch auf Migration angewiesen. 18 Millionen Menschen der sogenannten "Babyboomer"-Generation würden in den kommenden 13 Jahren in den Ruhestand gehen.

Jenseits der "Brauchbarkeit" von Migranten sei es, eine Frage der Menschlichkeit, mit welcher Haltung die Gesellschaft mit Menschen umgehe, die gezwungen gewesen seien, ihre Heimat zu verlassen, mahnte Kossen. Der Sozialpfarrer kritisierte das Verfahren der Dublin-Überstellungen, mit denen Asylsuchende in jenes EU-Land zurückgeführt werden, das für den Asylantrag zuständig ist. Das Abkommen sei "menschenverachtend". Der Populismus im Stil von CDU-Chef Friedrich Merz und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), die um jeden Preis dieses Abkommen durchsetzen wollten, sei verwerflich.

Kriminalität im Kontext von Migration

Laut Bundeskriminalamt wurden in den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 - dies sind die aktuellsten verfügbaren Zahlen - insgesamt rund 255.000 Fälle im Zusammenhang mit versuchten und vollendeten Straftaten registriert, bei denen mindestens ein Zuwanderer als Tatverdächtiger erfasst wurde. Bei den Delikten handelte es sich schwerpunktmäßig um Diebstahldelikte (darunter mehrheitlich Ladendiebstahl), Vermögens- und Fälschungsdelikte sowie Körperverletzungsdelikte.

Polizei vor einer Flüchtlingsunterkunft / © Uli Deck (dpa)
Polizei vor einer Flüchtlingsunterkunft / © Uli Deck ( dpa )
Quelle:
epd