Der protestantische Berliner Kirchenhistoriker Christoph Markschies hat vor einem Absenken der altsprachlichen Standards beim Theologiestudium gewarnt. Für angehende Religionslehrer reiche es nicht aus, "mit einer universitären Schnellbleiche in Griechisch gerade einmal das Markusevangelium übersetzen zu können, das schon antike Leser wie Augustinus als ziemlich schlicht empfanden, aber schon am Lukasevangelium zu scheitern", schreibt Markschies in einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (Donnerstag).
Latein und Griechisch nicht nur als Schnellkurs
Laut Markschies wittern an den Universitäten "diejenigen Morgenluft, die schon immer das Erlernen alter Sprachen angesichts gegenwärtiger Anforderungen in den Berufsfeldern Schule wie Kirche für überflüssig hielten". Ein Lehramtsstudium dürfe aber nicht nur berufsfeldbezogen und kompetenzorientiert sein, sondern müsse zu einer umfassenden Bildung führen. Statt knapper, konzentrierter Schnellkurse in Latein und Griechisch müsse der Spracherwerb vielmehr enger mit dem übrigen akademischen Unterricht verzahnt werden.
Biblische Texte können nur in ihrem antiken Umfeld verstanden werden
"Ein Religionslehrer braucht, will er ein integraler Teil gymnasialer Kollegien sein und keine belächelte Figur am Rande, eine adäquate Bildung, die über die engen Grenzen seines Faches hinausgeht und Kooperationen ermöglicht", betont der Wissenschaftler. Mit Blick auf das Reformationsgedenken 2017 hebt Markschies hervor, "dass biblische Texte nur dann ihre Orientierungskraft entfalten können, wenn sie in ihrem antiken Umfeld verstanden werden und in einer Schulklasse erläutert werden können. "