Die am Dienstag in Bonn veröffentlichte Broschüre enthält auf 206 Seiten wichtige ökumenische Dokumente wie die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" von 1999 und Texte aus der katholischen Kirche wie das Ökumenismus-Dekret des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965).
"Die Textsammlung versteht sich als Beitrag der katholischen Kirche zum 500-jährigen Gedenken der Reformation und will den Boden für ein gemeinsames Christusfest aus diesem Anlass bereiten", schreibt der Vorsitzende der Ökumenekommission der Bischofskonferenz, der Magdeburger Bischof Gerhard Feige, im Vorwort.
Die Arbeitshilfe wolle zur theologischen Auseinandersetzung mit Martin Luther und der Reformation in katholischen und ökumenischen Kreisen anregen und dazu beitragen, dass die Entwicklungen im ökumenischen Dialog und in der katholischen Sichtweise auf breiterer Ebene bekanntwerden.
Theologen sehen wichtigen Beitrag in den Erinnerungen
Der 500. Jahrestag des Beginns der Reformation, der 2017 begangen wird, biete "in besonderer Weise Anlass, sich mit den Voraussetzungen, dem Verlauf und den Folgen der Reformation zu beschäftigen". Die Erinnerung an die Reformation sei nicht frei von Schmerz.
Andererseits sähen katholische Theologen heute in ihr aber auch einen wichtigen Beitrag zu einer Neubesinnung auf das Evangelium. Es sei "erfreulich, dass es der katholischen Theologie inzwischen gelungen ist, die Geschehnisse des 16. Jahrhunderts nüchtern aufzuarbeiten", betont Feige weiter.
In einem langen ökumenischen Dialog seien die theologischen Lehrunterschiede neu bewertet worden, die ihre Wurzeln in der Reformationszeit hätten. Dies dokumentiere die Arbeitshilfe. Ergänzt wird die Textsammlung von einer theologischen Hinführung und von didaktischen Hinweisen für die Arbeit in Katechese, Schule und Erwachsenenbildung.
Der Leiter des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn, Wolfgang Thönissen, sagte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das Interesse am Reformationsgedenken sei insgesamt in Deutschland bisher nur wenig ausgebildet, das Jubiläum 2017 sei "ein Ereignis unter Christen".
Jubiläum wird gemeinsam begangen
In der ökumenischen Zusammenarbeit zwischen katholischen und evangelischen Gemeinden könne man aber "mit großer Freude wahrnehmen, dass sich viele Partnergemeinden in den letzten Monaten auf den Weg gemacht haben, das Jubiläum gemeinsam zu begehen". Im Vordergrund stehe dabei die Vorbereitung von Gottesdiensten. "Grundsätzlich müssen wir festhalten: das Reformationsjubiläum des Jahres 2017 ist das erste in einem ökumenischen Zeitalter", hob Thönissen hervor.
Der 31. Oktober 1517 gilt als Geburtsstunde der Reformation. An diesem Tag veröffentlichte Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass.