Theologe Seewald sieht bei Kirche Demokratie-Elemente

Abstände in der Kirche neu vermessen

Der Theologe Michael Seewald sieht die katholische Kirche an einem entscheidenden Punkt für ihre Zukunftsfähigkeit. Er mahnt dazu, Reformanstrengungen nicht vorschnell mit dem Argument abzuwehren, die Kirche sei "keine Demokratie".

Symbolbild Abstimmung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Abstimmung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die katholische Kirche vereine letztlich Elemente der drei Herrschaftsformen Monarchie, Aristokratie und Demokratie in sich, schreibt Seewald in der "Herder Korrespondenz" (Oktober-Ausgabe).

Nikolaus Schneider findet die Macht der Bischöfe bei katholischen Synoden irritierend / © Evandro Inetti (dpa)
Nikolaus Schneider findet die Macht der Bischöfe bei katholischen Synoden irritierend / © Evandro Inetti ( dpa )

"Sie ist eine Monarchie unter Leitung eines Wahlmonarchen, des Papstes", betont der Theologe. Die Vorrechte von Priestern und Bischöfen könne man als "Amtsaristokratie" beschreiben. "Zumindest in Deutschland" sei die katholische Kirche aber auch eine Institution, "die in manchen Bereichen quasidemokratische Mitbestimmungsrechte aller Gläubigen kennt". 

Gremien entscheiden über Finanzfragen

Dies sei etwa im Vermögensverwaltungsrecht der Fall: "Gewählte Gremien entscheiden über Finanzfragen."

Eine zunehmende Demokratisierung der Kirche müsse daher nicht notwendigerweise mit der Beseitigung der päpstlichen oder der bischöflichen Vorrangstellung einhergehen, betont Seewald, der Professor für Dogmatik und Dogmengeschichte an der Universität Münster ist. Die "Abstände in der katholischen Kirche" würden derzeit neu vermessen.

Quelle:
KNA