Theologe sieht in Queen-Abschied Anzeichen von Wandel

Wie ein "Zugrabetragen der Monarchie"?

Mit einem Staatsakt hat Großbritannien Abschied von Queen Elizabeth II. genommen. Der Theologe Michael Hölzl sieht dies als Vorahnung eines bevorstehenden grundlegenden Wandels im Vereinigten Königreich und Commonwealth.

Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird in einer Prozession in die Westminster Abbey zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. gebracht / © Christian Charisius (dpa)
Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird in einer Prozession in die Westminster Abbey zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. gebracht / © Christian Charisius ( dpa )

Er habe das Land gerade heute "wie eingefroren" erlebt, sagte er der österreichischen Presseagentur Kathpress (Montag). Selbst auf den Straßen seien Menschen zur Gedenkminute stehengeblieben.

Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird in einer feierlichen Prozession auf einer Lafette durch die Straßen Londons gezogen / © Christian Charisius (dpa)
Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird in einer feierlichen Prozession auf einer Lafette durch die Straßen Londons gezogen / © Christian Charisius ( dpa )

"Zugleich war der Abschied von der Queen wie ein Zugrabetragen der Monarchie insgesamt", so Hölzl, der an der Universität Manchester Politische Philosophie und Religion lehrt. Diese Empfindung hätten zahlreiche Studierende und Kollegen geteilt.

Trauer um Person nicht Königshaus

Die Trauer der Menschen und ihre Ehrerbietung habe in den vergangenen Tagen "in erster Linie der Person der Queen und nicht dem Königshaus an sich" gegolten. Mit der 96-Jährigen sei nun "eine Klammer weggebrochen", die bislang das Königshaus gestärkt und gestützt habe und die nun fehle. Der Abschied von der Queen vollziehe sich daher auch "wissend, dass es eine große Veränderung" im Vereinigten Königreich und dem Staatenbund Commonwealth geben und die Monarchie "sicher nicht so wie bisher" weiter bestehen bleiben werde.

Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in die Westminster Abbey gebracht / © Jeff Spicer (dpa)
Der Sarg von Königin Elizabeth II. wird zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. in die Westminster Abbey gebracht / © Jeff Spicer ( dpa )

Die Boulevardzeitung "Daily Star" brachte dieses Grundgefühl am Tag der Beisetzung mit dem Titel "Kingdom united" auf den Punkt. Das Königreich, so Hölzl, sei schon lange nicht mehr ein Vereinigtes Königreich; es habe sich aber heute noch einmal hinter seiner Königin vereinigt.

Kein Interesse an liturgischer Sprache?

Hölzl verfolgte den Gedenkgottesdienst bei einem Public Viewing und anschließend in einem Pub. Er konstatierte, "dass die Leute in dem Moment das Interesse verloren, als der Gottesdienst begann". Mit der liturgischen Sprache habe "keiner hier etwas anfangen können". Erst als die BBC die verschiedenen militärischen Grade, Ränge und Truppenvertretungen erläuterte, sei die Aufmerksamkeit wieder gestiegen.

Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov von Mitte September wünschten sich zuletzt 77 Prozent der Briten eine Fortsetzung der Monarchie. 23 Prozent bevorzugen demnach ein gewähltes Staatsoberhaupt.

Die Queen - Daten zum Leben der Monarchin

Queen Elizabeth II. (96) ist tot. Nun ist ihr Sohn Charles (73), Prince of Wales, neues Oberhaupt des Vereinigten Königreichs. Einige Daten zur mehr als 70 Jahre dauernden Herrschaft der britischen Königin:

Die Queen absolvierte mit mehr als 70,5 Jahren die längste Regentschaft Großbritanniens - vor Königin Victoria (1837-1901) mit gut 63 Jahren. Während ihrer Regentschaft hat Elizabeth II. 16 Premierminister empfangen und 7 Erzbischöfe von Canterbury miterlebt, die geistlichen Oberhäupter der anglikanischen Kirche.

Queen Elizabeth II. lebte zwischen 1947 und 1951 auf Malta / © McCarthy's PhotoWorks (shutterstock)
Queen Elizabeth II. lebte zwischen 1947 und 1951 auf Malta / © McCarthy's PhotoWorks ( shutterstock )
Quelle:
KNA