Es brauche eine bessere Ausbildung der Priester bei der Umsetzung dieser Lebensform, schreibt Wollbold am Sonntag in einem Gastbeitrag in den Zeitungen der Osnabrücker Verlagsgruppe Bistumspresse.
"Leider hat man die Priester in den letzten Jahrzehnten bei der Gestaltung eines tragfähigen Lebensstils weithin alleingelassen", so der Pastoraltheologe, der selbst Priester ist. Nicht wenige seien überfordert. "Die latente Voraussetzung, als Eheloser irgendwie defizitär zu sein, und die schwindende Wertschätzung für die Lebensform selbst in Kerngemeinden haben ein Übriges getan, sie unter einen untergründigen Dauerstress zu setzen."
Deutliche Vorurteile
Wollbold zufolge findet "eine asketische, geistliche, auf Verzicht um Gottes willen gegründete Lebensweise in einer verbürgerlichten, an Konsum und Lebensgenuss orientierten Christenheit" kaum mehr Verständnis. Umso wichtiger sei das prophetische Zeichen des Zölibats. "Alles zu verlassen und dem Herrn nachzufolgen, ist das A und O jeder Jüngerschaft."
Die Diskussion um die Ehelosigkeit der Priester wird laut dem Theologen durch eine Reihe von Vorurteilen bestimmt. So gehe etwa der Missbrauchsskandal nicht auf die zölibatäre Lebensform zurück.
Pädophilie sei nicht durch die Ehe heilbar. "Missbrauch an eigenen Kindern oder an denen von Verwandten macht leider den größten Anteil der Fälle aus."
Keine Sonderentwicklung
Auch handelt es sich beim Zölibat nach Wollbolds Ansicht nicht um eine späte Sonderentwicklung der römisch-katholischen Kirche, die mit einem Federstrich beseitigt werden könnte. "Neuere Forschung zeigt klar, dass sich schon in allerfrühester Zeit das Leitbild der dauerhaften Enthaltsamkeit für die Geweihten ausgebildet hat und die Kirche dies als verpflichtende apostolische Ordnung aufgefasst hat."
Der Zölibat ist ein Thema beim aktuellen Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg. Die Synodalversammlung hatte im Februar mit großer Mehrheit in Erster Lesung eine Initiative zur Lockerung der Zölibatsvorschrift für Priester beschlossen. Das verabschiedete Papier fordert die Spitzen der Kirche in Deutschland auf, entsprechende Vorschläge beim Papst einzubringen. Eine Zweite Lesung des Textes mit verbindlicher Abstimmung wird auf der vierten Synodalversammlung im September erwartet.