Theologe spricht über ehrenamtliche Arbeit im Tierschutz

Zur Schöpfung gehört auch das Tierwohl

Wie kann man sich ganz konkret für Tiere einsetzen? Sebastian Knapp ist ein Beispiel dafür, er hat Theologie studiert und ist Bildungsreferent beim Bistum Mainz. Als ehrenamtlicher Tierschutzbeauftragter hilft er vor Ort in Mannheim.

Hund schaut aus dem Fenster / © Liga Petersone (shutterstock)
Hund schaut aus dem Fenster / © Liga Petersone ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Gibt es eigentlich auch zweibeinige Tiere?

Sebastian Knapp (Theologe und ehrenamtlicher Tierschutzbeauftragter in Mannheim): Die gibt es auch. Die sind aber massiv in der Unterzahl. Bekannte Beispiele sind der Strauß oder das Känguru. Es gibt auch Tiere, die sich normalerweise auf vier Beinen fortbewegen, manchmal aber auf zwei Beinen. So auch Schimpansen. Die stellen aber bei weitem die Minderheit in der Tierwelt. Die meisten Tiere bewegen sich auf vier Beinen fort.

DOMRADIO.DE: Es gibt also nur wenige Vierbeiner. Um die kümmern Sie sich ab dem kommenden Monat als ehrenamtlicher Tierschutzbeauftragter in Ihrer Heimatstadt in Mannheim. Ist das ein Posten, zu dem man Ihnen gratulieren darf?

Knapp: Ich freue mich darüber, dass ich diese Aufgabe ausfüllen darf. Ich werde sie in Zukunft im Tandem mit einer Kollegin quasi ausüben, Britta Markmann. Wir sind gespannt auf die Aufgabe. Es gibt schönere Aufgaben als diese. Aber sie ist ja sehr wichtig.

DOMRADIO.DE: Was macht denn ein Tierschutzbeauftragter in einer Stadt?

Knapp: Mannheim stellt da eine Besonderheit dar, dass wir quasi diese Funktion der ehrenamtlichen Tierschutzbeauftragten überhaupt haben. Unsere Aufgabe ist, die Schnittstelle zu sein. Zwischen dem Gemeinderat, der Verwaltung, den Bürgerinnen und Bürgern, dem Tierschutzverein. Allen, die sich in diesem Umfeld und sich mit Themen des Tierschutz beschäftigen. Eine Vermittlungsposition auszuüben, die Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Zu schauen, wo es Probleme gibt bezüglich dem Thema Tierschutz. Auch aufzuklären, an wen man sich bei Fragen zum Thema Tierschutz wenden kann.

Sebastian Knapp

 "Wenn man nicht direkt weiß, wen man informiert, kann man auch immer uns informieren."

DOMRADIO.DE: Wenn man sieht, dass ein Tier gequält wird, ruft man das Veterinäramt an, oder?

Knapp: Das wäre eigentlich optimal, dass das Veterinäramt darüber informiert wird. Genau um solche Fälle von offensichtlicher Verwahrlosung geht es auch. Da sind wir aber eine sehr niedrigschwellige Form der Ansprechbarkeit. Wenn man nicht direkt weiß, wen man informiert, kann man auch immer uns informieren. Wir setzen dann die richtigen Leute zeitnah in Kontakt.

DOMRADIO.DE: Nehmen wir an, jemand hat 30 Kaninchen im Vorgarten. Dann könnte ich auch anstatt des Veterinäramtes den ehrenamtlichen Tierschutzbeauftragten anrufen?

Knapp: Klar, wir werden wahrscheinlich auch ans Veterinäramt verweisen. Aber für erste Fragen stehen wir Rede und Antwort bereit.

DOMRADIO.DE: In meiner Wahrnehmung wüsste ich gar nicht so richtig, was an Tierschutzphänomenen es so gibt, die mir auffallen könnten. Was sind da so die Schwierigkeiten?

Knapp: Die Themen sind sehr breit gestaffelt. Themen, die bei uns zum Beispiel sehr relevant sind: Was tun, wenn ich ein verletztes Tier finde? Was ist mit den Stadttauben in unserer Stadt? Was ist mit den Streunerkatzen, die, deutschlandweit gesehen, immer mehr werden? Auch Fälle wie zum Beispiel das Animal Hoarding, was ganz neu ist. Also wenn Menschen Tiere sammeln, aus verschiedenen Gründen heraus. Das sind wirklich viele Phänomene, die auftreten und die man gar nicht so auf den gemeinsamen Nenner bringen kann. Sondern die alle sehr detailliert und genau betrachtet werden müssen, um da wirklich zu guten Ergebnissen zu kommen.

Sebastian Knapp

"Animal Hoarding ist jetzt ein Phänomen, das immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät."

DOMRADIO.DE: Die Menschen, die Tiere sammeln. Was sind das für Leute und was passiert dann?

Knapp: Animal Hoarding ist jetzt ein Phänomen, das immer mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerät. Der Deutsche Tierschutzbund macht seit 2012 darüber Aufzeichnungen und wertet aus, was in diesem Bereich passiert. 

Häufig hat das psychische Ursachen und die Menschen verstehen gar nicht, dass sie etwas falsches machen und es den Tieren schlecht geht. Seit 2012 hat der Deutsche Tierschutzbund über 40.000 Tiere in solchen Fällen aufgezeichnet. Diese Fälle sind wirklich sehr vielfältig. 

Menschen, die in ihrem Wohnzimmer 35 Hunde halten. In Altenkirchen gab es 2023 den Fall, dass eine Frau über 2000 Ratten gehalten hat. Wirklich krasse Fälle. Auch bei uns in Baden-Württemberg gab es Anfang dieses Jahres den Fall in der Stadt Stuttgart, wo 68 Chihuahuas aus einem Keller gerettet wurden. 

Die Gründe dafür sind wirklich vielfältig. Oft sind es psychische Ursachen. Manche Menschen denken, sie retten diese Tiere und tun ihnen etwas Gutes, indem sie sie aufnehmen und sich um sie kümmern. Dann wächst ihnen manchmal die Aufgabe über den Kopf. Manchmal sind es natürlich auch Züchterinnen oder Züchter. Denen wächst es auch über den Kopf, dass die Tiere sich ungeordnet fortpflanzen und immer mehr werden.

Dieses Interview führte Uta Vorbrodt.

Internationaler Tag zum Schutz der Versuchstiere und zur Abschaffung der Tierversuche

Der Tag zum Schutz der Versuchstiere am 24. April wurde 1993 in Großbritannien aus der Taufe gehoben, ist inzwischen weltweit bekannt und aktiv. Das Datum geht auf den Geburstag von Lord Hugh Dowding zurück der sich im Britischen Oberhaus für den Tierschutz einsetzte. Der Tag soll für den Schutz von Versuchstieren sensibilisieren. (https://worldday.de)

Maus als Versuchstier / © Friso Gentsch (dpa)
Maus als Versuchstier / © Friso Gentsch ( dpa )
Quelle:
DR