Theologe warnt vor Überhöhung der Vergangenheit

"Früher war auch in der Kirche nicht alles besser"

Einst waren Kinder besser erzogen und das Essen leckerer? Wer grundsätzlich negativ über die Entwicklungen der Gesellschaft denkt, ist Johannes Hartl zufolge auf dem Holzweg. Das gelte auch für die Sicht auf die Kirche.

Symbolbild alte religiöse Gegenstände / © Petr Kahanek (shutterstock)
Symbolbild alte religiöse Gegenstände / © Petr Kahanek ( shutterstock )

Der Augsburger Theologe Johannes Hartl (45) hat davor gewarnt, die Vergangenheit allzu sehr zu verklären - auch die der Kirche. 

"Wer (mit gutem Recht) bedauert, dass die Kirchen irgendwann so leer wurden, muss auch jene Abschnitte lesen, in denen der prügelnde Pfarrer und die Atmosphäre von Druck und Zwang beschrieben wird", schreibt Hartl am Freitag in einer Kolumne der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (online).

Entwicklungen haben immer eine Ursache

Wer zu positiv auf die Vergangenheit schaue, könne leicht vergessen, dass Entwicklungen immer ihre Ursachen gehabt hätten. Das gelte auch für andere Lebensbereiche, so der Theologe und Autor weiter. Beim Blick zurück gelte es, nicht nur negative Entwicklungen wahrzunehmen, sondern auch die positiven nicht zu übersehen.

Johannes Hartl / © Dieter Mayr (KNA)
Johannes Hartl / © Dieter Mayr ( KNA )

Natürlich dürfe man die Gegenwart kritisch mit früheren Zeiten vergleichen. Wer daraus aber eine grundsätzlich negative Weltsicht ableite, vergesse, dass man nicht wissen könne, wie Menschen früherer Zeiten sich in der heutigen Welt verhalten würden.

Quelle:
KNA