domradio.de: Wie schnell kann die Kirche die "Viri probati" umsetzen?
Prof. Manfred Becker-Huberti (Theologe und Brauchtumsforscher): Hinsichtlich der Schnelligkeit bin ich vorsichtig, denn ich glaube, dass das noch einige Zeit dauern wird. Begeistert hat uns diese Thema schon während des zweiten vatikanischen Konzils. Da kam die Idee von den "Viri probati" auf, die wir jungen Leute damals toll fanden. Die Kirchen waren offiziell anderer Meinung, denn sie haben dieses Thema stets nach hinten geschoben. In der jetzigen Situation der Kirche in Europa ist der Priestermangel derart groß geworden, dass der Papst dieses Thema wieder hervorgeholt hat. Ich finde es gut, und die Idee ist richtig.
Es müsste daran gearbeitet werden, was für ein Profil diese Leute, die man als "Viri probati" einsetzen möchte, haben müssten, welche Erfahrungen und Bildung sie mitbringen sollen und was sie in Zukunft tun dürfen. Ich glaube, dass das ein sehr wichtiges Thema ist und man es nicht lange hinauszögern sollte. Allerdings wird sich das aus meiner Sicht in den nächsten fünf Jahren nicht realisieren lassen. Ich hoffe jedoch, dass es nicht mehr als 50 Jahre dauern wird, bis es zur Umsetzung kommt.
domradio.de: Glauben Sie, dass unsere Bischöfe im Moment diese Idee des Papstes befürworten?
Becker-Huberti: Die jetzigen Bischöfe und Priester sind alle auf eine andere Idee programmiert. Allerdings sind sie nicht für sich da, sondern für die Zukunft der Kirche. Deshalb müssten sie darüber nachdenken, wie sich das Leben der Kirche für die Zukunft vorbereiten lässt. Das wird ohne die "Viri probati" nicht gehen. Bisher haben sich die Bischöfe und Priester gegen diesen Gedanken gesträubt. Ich glaube es wird Zeit, dass sie umdenken.
Das Interview führte Tobias Fricke.