Theologin argumentiert gegen Fleischverzehr und Tierversuche

Die "unantastbare Würde" der Tiere

Menschen und Tieren kommt nach Überzeugung der Theologin Anne Käfer die gleiche, unantastbare Würde zu. Beide seien Geschöpfe Gottes. Tiere dürften nicht nur zur Welt kommen, um möglichst bald getötet und verspeist zu werden.

Autor/in:
Thomas Krüger
Milchkühe fressen Heu im Stall / © Benedikt Plesker (KNA)
Milchkühe fressen Heu im Stall / © Benedikt Plesker ( KNA )

Auch Tiere verdankten ihr Leben "Gottes ewiger Liebe", sagte Käfer in Münster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie seien daher auch um ihrer selbst willen da; Menschen sollten sie nicht bloß als "Mittel zum Zweck" für Ernährung, Arbeit oder Unterhaltung betrachten, betonte die Professorin für Systematische Theologie.

Tierversuche an Affen  / © Marijan Murat (dpa)
Tierversuche an Affen / © Marijan Murat ( dpa )

In ihrem soeben erschienenen Buch "Gottes Werk und Fleisches Lust" argumentiert Käfer, jeder eigennützige Gebrauch eines Tieres, bei dem ihm noch dazu Schmerzen, Leiden und Schäden zugefügt werden, sei unangemessen. Demgegenüber sei es zum Beispiel "würdegemäß", Tieren ihre Bewegungsfreiheit zuzugestehen, was Massentierhaltung ausschließe, sagte sie dem epd.

Ausgewogene fleischlose Ernährung gut möglich

Tiere hätten ebenso wie Menschen ein Recht auf Schutz des Lebens, erklärte die Theologin. Sie dürften nicht zu dem Zweck zur Welt kommen, möglichst bald getötet und verspeist zu werden. Die moderne Nahrungsmittelindustrie füge jedoch zahllosen Schweinen, Rindern oder Lämmern Gewalt zu, beklagte Käfer. Massenhafte Tierhaltung und Tiertötung habe weltweit Dimensionen angenommen wie nie zuvor. Sie wandte sich auch gegen wissenschaftliche Tierversuche - die Geschöpfe würden dabei als bloße Versuchsobjekte gequält, ohne dass ihr Leiden zuverlässig zur Minderung von Erkrankungen "der Spezies Mensch" führe.

Gegrilltes Gemüse auf einem Teller / © Liliya Kandrashevich (shutterstock)
Gegrilltes Gemüse auf einem Teller / © Liliya Kandrashevich ( shutterstock )

In früheren Zeiten sei es schwerer gewesen, sich fleischlos zu ernähren, räumte die Professorin ein. Heute jedoch sei "jedenfalls in unseren Breiten" eine ausgewogene Ernährung ohne Tiere und Tierprodukte gesundheitlich möglich. Mindestens solle "aus Freude am Wohlergehen der Mitgeschöpfe" auf den Verzehr von Fleisch, Wurst oder Fisch verzichtet werden, appellierte die Leiterin des Seminars für Reformierte Theologie an der Universität Münster. Kirchengemeinden rief Käfer auf, bei ihren Festen vegetarische Essensangebote zu machen statt der üblichen Bratwurst.

Haltung von Haustieren hinterfragen

Besitzer von Heimtieren wie Hunden oder Katzen hätten oft ein liebevolles Verhältnis zu ihren Vierbeinern, sagte die Wissenschaftlerin. Zu fragen sei aber beispielsweise, ob das Tier glücklich sei, wenn man es in einer kleinen Wohnung halte: "Oder geht es in Wahrheit um das eigene Glück?" Kirchen können laut Käfer auch für verstorbene Tiere eine christliche Bestattung ermöglichen, wenn die trauernden Besitzer um Trost bitten: "Denn auch die nicht-menschlichen Geschöpfe sind bei Gott aufgehoben."

Tierethik stößt auf immer breiteres Interesse

Schon auf der ersten Seite zieht sich beim Lesen der Magen zusammen: Die französische Philosophin Corine Pelluchon listet in ihrem "Manifest für die Tiere" auf, wo Tiere nicht artgerecht behandelt, gequält und getötet werden. Von Tierversuchen über überfüllte Tierheime bis zu Schlachthäusern: "Überall dort herrschen Unglück und Ungerechtigkeit." So wie die Menschheit Tiere behandle, drohe sie ihre eigene Seele zu verlieren, schreibt Pelluchon.

Ein männliches Küken (dpa)
Ein männliches Küken / ( dpa )
Quelle:
epd