Theologin hält Kirche für queere Menschen für gefährlich

"Mal Motor, mal Bremsklotz"

Die katholische Kirche ist aus Sicht der Theologin Marianne Heimbach-Steins kein sicherer Ort für queere Menschen. Solange sie sich in Lehre und Praxis menschlicher Vielfalt und Komplexität verschließe, sei sie potenziell gefährlich.

Gleichgeschlechtliches Paar als Ampelzeichen: Ein homosexuelles Pärchen hält sich an der Hand und leuchtet rot an einer Fußgängerampel am 8. Februar 2023 in Bielefeld. / © Harald Oppitz (KNA)
Gleichgeschlechtliches Paar als Ampelzeichen: Ein homosexuelles Pärchen hält sich an der Hand und leuchtet rot an einer Fußgängerampel am 8. Februar 2023 in Bielefeld. / © Harald Oppitz ( KNA )

Dann sei sie gefährlich etwa für homosexuelle oder nicht-binäre Menschen, sagte sie am Freitag bei einer Tagung in Münster. "Sie ist ein gefährlicher Ort, weil sie Menschen ausschließt, weil sie Menschen krank macht und bis in den Suizid treibt."

Anerkennungskämpfe

Queere Menschen hätten jedes Recht, um Anerkennung in der Kirche zu kämpfen, so die an der Universität Münster lehrende Professorin. Solche Anerkennungskämpfe seien ein "Zeichen der Zeit", die zu erkennen das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) fordere. Wenn die Kirche über den Menschen als Geschöpf Gottes spreche, müsse sie dabei das heutige Wissen über den Menschen einbeziehen. Dazu gehörten auch vielfältige geschlechtliche und sexuelle Dimensionen.

Kirche ist lernfähig

Im Lauf der Zeit habe die Kirche sowohl Prozesse unterstützt, die zu einem menschenwürdigeren Leben führten, sagte die Theologin. Sie habe aber auch gegen solche Entwicklungen gewirkt. "Sie ist mal Motor, sie ist mal Bremsklotz." Dabei habe sie sich durchaus auch als lernfähig erwiesen – das zeige etwa der Fall Galilei. Den Physiker und Astronom hatte die Kirche wegen seiner Lehren verurteilt - und 350 Jahre später formell rehabilitiert.

Quelle:
KNA